Donnerstag, 5. März 2015

Von Sklaven des Reichtums und Sklaven des Neids


Auf dem Twitterkanal von Papst Franziskus habe ich einen Tweet gefunden, der mich einmal mehr irritiert hat. Mein Blogpost ist jetzt aber keine Kritik am Papst, da ich zwar katholisch im Sinne von „zur ganzen, weltweiten Gemeinde Jesu Christi gehörend“ bin, nicht aber römisch. Insofern ist er weder mein Vorbild noch mein Oberhaupt, und es geht mich eigentlich nichts an, was er sagt, schreibt oder zwitschert. Da diese Aussage so oft vorkommt, habe ich den päpstlichen Tweet zum Anlass genommen, darüber ein paar Gedanken zu verfassen. Franziskus hat geschrieben:


Ok, ich stimme der Aussage zunächst einmal zu. Wenn wir zu sehr am Reichtum hängen, so sind wir Sklaven unseres Reichtums. Jetzt ist aber die Frage: Was will der Autor dieser Zeilen verstanden wissen? Macht er eine Aussage über sich selbst? Dann dürfte wohl zu hoffen sein, dass der Welthunger bald mit den Mitteln aus dem Vatikanstaat vertrieben sein wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies passieren wird, ist selbst bei einem zu Beginn hoch bejubelten „Reformpapst“ relativ gering.
Viel größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man zwischen den Zeilen einen versteckten Appell lesen soll: Eine Kritik am Reichtum per se und damit die Aufforderung, gegen den Reichtum und für mehr Umverteilung zu arbeiten. Damit schlägt Franziskus in eine Kerbe, die auch unter Evangelikalen sehr beliebt ist. Der Kapitalismus ist das Böse. Die Gesetze der Marktwirtschaft sind schuld. Die „Reichen“ sind Raubtiere, die nur danach streben, den Reuchtum zu vermehren. Diese Aussagen sind ebenso dumm wie sie beliebt sind. Es tut halt gut, wenn man sich beklagen kann und über andere zu schimpfen. Das gibt ein Gefühl der moralischen Überlegenheit.
Das Problem fängt schon mit der Frage an, wie man Reichtum definiert. Meist nimmt man sich selbst zum Durchschnitt: Wer mehr hat als ich, ist reich; wer weniger hat, ist arm. Es gibt keine adäquate Feststellung, wo Reichtum beginnt. Nach unten gibt es eine Linie, die „Armutsgrenze“ - und doch haben manche Menschen, die mit weniger leben müssen, nicht das Gefühl, arm zu sein, während sich andere wiederum, die mehr haben, arm fühlen. Die „Reichen“ jedenfalls, das sind immer die anderen.
Es gibt nun tatsächlich Leute, die immer dem Geld hinterherlaufen. Manche müssen das machen, weil sie eine Familie zu versorgen haben. Andere müssen es nicht, aber sie wollen es, weil das Geld für sie eine Sicherheit bietet. Wieder andere haben bestimmte Ziele, die sie erreichen wollen. Viele Menschen sind in dieser Weise Sklaven des Reichtums, wie Franziskus das geschrieben hat.
Aber es gibt nicht nur die Sklaverei des Reichtums, es gibt auch eine Sklaverei des Neids. Das sind Menschen, die ständig schauen müssen, wer jetzt zu „den Reichen“ gehört, die ständig den Reichtum anprangern und sich für mehr „Umfairteilung“ einsetzen. Darunter sind auch zahlreiche evangelikale Werke, Gemeinden, Pastoren und Christen zu finden, die sich diesem Reichtumsbashing anschließen und so, ohne es zu merken, zu Sklaven ihres Neids werden.
In theologischer und wirtschaftlicher Unkenntnis wird ein Gleichheitswahn propagiert, der im Grunde dann eben doch wieder zu Ungleichheit und einer Zunahme der Armut führen muss:
In theologischer Hinsicht wird der Unterschied zwischen der allgemeinen und speziellen Gnade wild durcheinander geworfen. Da wird etwa mit Galater 3, 28f argumentiert, um den Gleichheitswahn zu zementieren. In der Galaterstelle geht es nur um die Gemeinde: Jeder, der zu Christus gehört, steht vor Gott gleich da. Aber damit sind keineswegs die geschlechtlichen oder sozialen Unterschiede aufgehoben. Für gläubige Christen gilt: Wir sind alle Geschwister und stehen so als Gleichwertige vor Gott. Aber das gilt innerhalb des Neuen Bundes für Menschen, welche die spezielle, erlösende Gnade Gottes erfahren haben. Keineswegs darf das der Welt auch blind übergestülpt werden.
In wirtschaftlicher Hinsicht wird der Fakt ausgeblendet, dass Umverteilung und der Einsatz des Staates als Konkurrent der Privatwirtschaft auf lange Sicht zum Stillstand und dadurch zu mehr Armut führen muss. Es ist das Verdienst der freien Marktwirtschaft und des guten Einsatzes von Reichtum, dass eine Wirtschaft florieren kann. Nur in der Marktwirtschaft können neue Arbeitsstellen geschaffen werden. Wohin es führt, wenn zu viele Menschen vom Staat leben müssen – sei es als Angestellte oder Sozialhilfeempfänger – lässt sich zur Zeit in Griechenland feststellen.

So ist es nun an der Zeit, dem Neid „adé“ zu sagen. Nicht ohne Grund wird dieser in den Zehn Worten in 2. Mose 20, 17 als Sünde angeprangert. Er ist zerstörerisch – für den einzelnen Menschen und die ganze Gesellschaft. Statt noch mehr Umverteilung zu fordern, täten wir gut daran, für die vielen Firmen in der Privatwirtschaft dankbar zu sein, die den Reichtum für die Allgemeinheit einsetzen, um noch mehr Arbeitsplätze zu schaffen und mehr Umsatz zu erzeugen. Und nicht vergessen, wie viele Menschen es gibt, die ihren privaten Reichtum in Stiftungen einsetzen, um Armut, Hunger, Analphabetismus und Hoffnungslosigkeit in der Welt zu bekämpfen.

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