Mittwoch, 23. Mai 2012

Verwalter der Gnade


Verwalter der Gnade

Deshalb [bin] ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die Heiden. Ihr habt ja gewiß von der Haushalterschaft der Gnade Gottes gehört, die mir für euch gegeben worden ist, daß er mich das Geheimnis durch Offenbarung wissen ließ, wie ich zuvor kurz geschrieben habe. (Eph. 3, 1 - 3)

Zu dem Zeitpunkt, als Paulus diesen Brief an die Gemeinde in Ephesus schrieb, war er in Rom im Gefängnis. Er war dort, weil er überall in der ganzen damaligen Welt die Erlösung durch den Herrn Jesus verkündigt hatte. Deshalb konnte er schreiben, er sei der Gebundene (Gefangene) für den Herrn Jesus Christus. Die Reaktion des Paulus auf diese Gefangenschaft ist für uns ganz schön eine Herausforderung. Wie schnell sind wir schon in unserem Leben, wenn nicht alles genau so läuft, wie wir es uns vorgestellt haben, dabei, an unserem Auftrag zu zweifeln? Wie anders reagiert doch Paulus: Er ist sich bewusst, dass es zu Gottes Plan für sein Leben gehört, dass er diese Zeit im Gefängnis verbringen muss. Zur selben Zeit ungefähr, als er den Brief an die Epheser schrieb, verfasste er auch den Philipperbrief an die Gemeinde in Philippi. Dort schrieb er dazu noch mehr: „Ich will aber, Brüder, daß ihr erkennt, wie das, was mit mir geschehen ist, sich vielmehr zur Förderung des Evangeliums ausgewirkt hat, so daß in der ganzen kaiserlichen Kaserne und bei allen übrigen bekannt geworden ist, daß ich um des Christus willen gefesselt bin, und daß die meisten der Brüder im Herrn, durch meine Fesseln ermutigt, es desto kühner wagen, das Wort zu reden ohne Furcht. [...]Denn ich weiß, daß mir dies zur Rettung ausschlagen wird durch eure Fürbitte und den Beistand des Geistes Jesu Christi, entsprechend meiner festen Erwartung und Hoffnung, daß ich in nichts zuschanden werde, sondern daß in aller Freimütigkeit, wie allezeit, so auch jetzt, Christus hoch gepriesen wird an meinem Leib, es sei durch Leben oder durch Tod. Denn für mich ist Christus das Leben, und das Sterben ein Gewinn.“ (Phil. 1, 12 – 14 und 19 - 21)

Paulus hat also erkannt, dass seine Gefangenschaft, in welcher er eben nicht resigniert und nicht das Gefühl hat, von Gott schlechter behandelt zu werden, dazu beiträgt, dass viele andere Menschen durch ihn ermutigt werden. Es kommt eben nicht darauf an, wo wir uns aufhalten und was mit uns geschieht, sondern darauf, dass wir Gott einfach gehorchen. Egal was kommt. Egal womit wir gerade angefeindet werden. Egal was die Menschen über uns denken oder sagen. Es geht ja auch nicht um uns, sondern einzig und allein um Gott, um den Herrn Jesus, der Menschen retten möchte. Paulus hat in seiner Gefangenschaft gleich viel erreichen können wie davor. Weil er nicht aufgab und nicht resigniert hat, sondern bereit war, zu jeder Zeit und Unzeit mit dem fortzufahren, was sein Auftrag war. Wie viel Gewinn hätten wir in unserer Zeit, wenn wir dies besser verstehen lernten. Nämlich dass es nicht auf unsere Umstände ankommt, in welchen wir uns gerade befinden, sondern es einzig und allein darum geht, das, was wir von Gott als Aufgabe empfangen haben, fortzuführen. Dieser Auftrag war bei Paulus ganz speziell auf die damaligen Heiden (Nichtjuden) gerichtet, welche dann, wie im Fall der Gemeinde von Ephesus, zu Heidenchristen wurden. Paulus war der Apostel der Nichtjuden, während Petrus und Jakobus dies für die Juden waren. Dabei haben sie sich als gegenseitige Partner verstanden und nicht etwa als Konkurrenz.

Paulus wurde damit beauftragt, den Nichtjuden von der Gnade Gottes zu erzählen. Wir können in seinen Briefen und in den in der Apostelgeschichte vom Arzt Lukas festgehaltenen Predigten sehen, wie er dabei vorgegangen ist. Der Römerbrief ist zum Beispiel so eine Schrift, die vielleicht auch eine solche Predigt in überarbeiteter Form beinhaltet. Diese Gnade ist ein Mysterium, ein Geheimnis, weil kein Mensch von sich aus (durch reines Nachdenken oder durch menschliche Logik) zum richtigen Schluss kommen kann. Es brauchte bei Paulus, und auch heute bei jeder anderen Person, eine übernatürliche Offenbarung, um dieses Geheimnis von der Gnade Gottes verstehen zu können. Niemand kann das einfach so. Es ist immer Gottes Geschenk und Gabe, dass jemand gläubig werden kann. Und wer die Augen dafür wirklich geöffnet bekommt, kann nicht anders, als dieses Geschenk anzunehmen. Denn es gibt nichts, was größer sein kann, als dieses wunderbare Geschenk der Gnade Gottes. Und Paulus ist von Gott zum Haushälter, also zum Verwalter, dieser Gnade berufen worden. Ein Verwalter bekommt etwas, was er im Auftrag des eigentlichen Besitzers möglichst gut verwalten soll. Ein Lehrer in einer Schule ist zum Beispiel ein Verwalter seines Wissens und ein Verwalter des Lehrplans, mit deren Hilfe er möglichst viel vom ganzen Potenzial seiner Schüler entfalten soll. Und als Gläubige sind auch wir Verwalter dieser Gnade Gottes, von der wir anderen weiter erzählen sollen. Möglichst alle Menschen auf dieser Erde sollen von dieser Gnade hören können. Dazu hat jeder von uns eine bestimmte Zeit zur Verfügung (24 Stunden pro Tag), ein bestimmtes Umfeld, eine bestimmte Menge an durch Arbeit erworbenem Geld, aber auch bestimmte persönliche Fähigkeiten und Stärken, und dies alles sollen wir so einteilen und verwalten, dass dadurch möglichst viele Menschen von dieser Gnade Gottes hören und wissen dürfen. Was willst du heute dafür tun?

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