Donnerstag, 17. Februar 2011

1. Korinther 12, 29 – 31

1. Korinther 12, 29 – 31:


Griechisch:

Deutsch:

29 μη παντες αποστολοι μη παντες προφηται μη παντες διδασκαλοι μη παντες δυναμεις

30 μη παντες χαρισματα εχουσιν ιαματων μη παντες γλωσσαις λαλουσιν μη παντες διερμηνευουσιν

31 ζηλουτε δε τα χαρισματα τα κρειττονα και ετι καθ υπερβολην οδον υμιν δεικνυμι

Sind etwa alle Apostel? Sind etwa alle Propheten? Sind etwa alle Lehrer? Haben etwa alle Kraftwirkungen?

Haben etwa alle Gnadengaben der Heilungen? Reden etwa alle in Zungen? Haben etwa alle die Auslegung?

Strebt mit Eifer nach den größeren Gnadengaben, und nun zeige ich euch einen überragenden Weg.


Auslegung:


Nun will Paulus wiederum klarstellen, dass alle einzelnen Glieder der Gemeinde wichtig sind und jedes einzelne von ihnen an seinem Platz seine volle Wirkkraft entfalten soll. Paulus zählt hier verschiedene Ämter der Gemeinde auf. Wiederum eine unvollständige Liste. Wer möchte, kann anhand der Reihenfolge durchaus eine bestimmte Hierarchie der Gemeindestruktur feststellen. Das ist im Rahmen des Legitimen, besonders auch wegen dem abschließenden Wunsch des Paulus, nach den größeren Gnadengaben zu streben. In diesem Abschnitt sieht man sehr schön den äußerst wichtigen Unterschied zwischen einem Amt und einer Gnadengabe. Wenn in der Bibel ein Nomen steht (Apostel, Prophet, Lehrer, etc.), dann haben wir es mit einem Amt zu tun. Hier haben wir verschiedene Ämter aufgezählt in unserer Liste. Nicht jeder kann beliebig jedes Amt bekommen. Aber jedem Einzelnen gilt der Befehl: Strebt nach den größeren Gnadengaben!


Das griechische Wort zäloo ist mit streben eigentlich viel zu schwach übersetzt. Mit ihm wird eigentlich beschrieben, wie man etwas zum Kochen bringen kann. Die Hitze, die benötigt wird, um etwas zum Kochen zu bringen, steht sinnbildlich für den kochenden Eifer mit dem man hier nach den Gaben streben soll. Paulus würde uns diesen Befehl niemals erteilen, wenn es bei den Gaben nur darum gehen würde, dass man anständig rumsitzt und passiv auf den Empfang irgendwelcher Gaben wartet. Klar ist es der Heilige Geist, der die Gaben nach seinem Willen austeilt, aber er wird bestimmt keine an diejenigen austeilen, die nicht wissen, welche sie bekommen möchten. Dieser Gedanke nämlich ist so eine typische evangelikale Perversion der biblischen Wahrheit: Wir können ja eh nichts dafür oder dagegen tun, der Geist teilt ja aus und ich kann nur passiv abwarten bis ich zufällig etwas bekomme. Wichtig für deren Empfang ist zu wissen, dass es für jede Gabe auch eine gewisse geistliche Reife braucht, damit man sie nicht unwissentlich missbraucht. Und je „größer“ oder „besser“ (im Sinne unseres Verses) die Gabe ist, desto mehr Reife ist erforderlich. Deshalb ist eine bestimmte Art der Zungenrede, nämlich die zur Selbsterbauung, auch für jeden Gläubigen zu haben. Darin kann man im Kleinen die Treue üben und lernen. Andere Gaben wie Prophetie oder gar Lehre sind ein Stück weit „gefährlich“, weil sie, falsch ausgeübt, eine ganze Gemeinde oder gar verschiedene Gemeinden zum Negativen beeinflussen kann.


Nun noch ein Wort zum vorzüglichen Weg. Es ist leider ebenso eine evangelikale Entgleisung, zu behaupten, dass man hier den Weg gegen die Gaben ausspielen kann oder gar soll. Niemand kann sagen: Ich will mit den Gaben nichts zu tun haben, mir reicht der Weg. Sonst fängt man an, Äpfel gegen Tomaten und Birnen gegen Karotten auszuspielen. Beides ist zugleich notwendig: Die Liebe als Weg, die Gaben als Schuh- oder Fahrwerk. Die Gaben dienen dazu, dass die Gemeinde im Glauben wachsen kann, der Weg der Liebe sorgt dafür, dass man dabei nicht in Schlaglöcher oder Ähnliches stolpert. Die Liebe ist der Weg, auf dem die Gaben ihre größte Wirkung entfalten können. Liebe bedeutet, den anderen mit Gottes Augen zu sehen und sich zu wünschen, dass er dem letztgültigen Ziel hinwachsen möge: dem göttlichen Ziel, immer mehr in das Ebenbild des Herrn Jesus verwandelt zu werden. Immer mehr dem Herrn ähnlicher zu werden. Immer mehr das menschlich-irdische Denken abzulegen und immer mehr so zu sehen, zu fühlen und zu denken, wie Gott sieht, fühlt und denkt.

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