Montag, 31. Januar 2011

Einschub zum Korintherbrief

Von gewissen Charismata und der Geistestaufe


Da mich kürzlich die Anfrage erreichte, wie ich zu bestimmten Auslegungen komme, möchte ich diese Gelegenheit beim Schopfe packen und in einem Zwischen-Posting auf diese Frage sowie diejenige nach dem Begriff der Geistestaufe zu sprechen kommen. Oben genannte Anfrage betrifft die beiden Gaben des Glaubens und der Zungenrede, die wir in der Auslegung zu den Versen 8 – 11 behandelten. In der Aufzählung gewisser Gaben werden diese beiden mit „heteros“ und nicht (wie sonst bei allen übrigen üblich) mit „allos“ eingeleitet. Dieser Tatsachenbestand muss einem jeden Leser, des Koine-Griechisch beherrscht, auffallen. Weiter kann man festhalten, dass a. durch diese Formulierung diese beiden Gaben von den übrigen abgehoben werden und b. diese beiden Gaben in einer bestimmten Art und Weise zusammengefügt werden. Es wird dadurch deutlich, dass den beiden mit „heteros“ eingeleiteten Gaben etwas anhaftet, das bei den übrigen nicht der Fall ist. Was nun diesen Unterschied ausmacht, das ist eine Frage, auf welche der Ausleger, von der restlichen Gesamtheit der Schrift ausgehend, eine Antwort finden muss.


Zunächst wollen wir den ersten Begriff etwas näher betrachten. Im griechischen Text steht da „pistis“. Pistis bedeutet sowohl Glaube als auch Treue. In unserer Kultur sehen wir leider nicht mehr wirklich den Zusammenhang dieser beiden deutschen Worte. Da dürfen wir von der biblischen Kultur dazulernen: Glaube im biblischen Sinne ist nur dann echter Glaube, wenn er mit der Treue einhergeht, das bedeutet, wenn er so beschaffen ist, dass er entgegen allen Hindernissen und entgegen aller Zeit und Unsichtbarkeit daran festhält. Deshalb können auch nur diejenigen wirklich gläubig sein, die im Glauben (also in der Treue) dranbleiben, und zwar komme was immer wolle. Glaube bleibt treu, egal wie viel Widerstand kommt und egal, wie viel Geduld nötig ist dazu. Dieser Glaube ist die absolut erste Notwendigkeit zur Erlösung. Reines Fürwahrhalten ohne Treue kann niemanden retten. In dem Falle würde der Glaube dann wirklich zum Opium für das Volk. Deshalb ist die Pistis auch einzig und allein Gottes Werk, eine Gabe des Heiligen Geistes. Und im Leben eines Gläubigen wächst diese Gabe des Glaubens beständig dadurch, dass sich das Geglaubte immer wieder als wahr erweist (also sichtbar wird). Aber grundsätzlich bleibt der Glaube auch ohne sichtbare Entsprechung im Leben beständig, wo er einmal Fuß gefasst hat. Deshalb sagte der Herr Jesus auch das Gleichnis, in welchem er den Glauben mit einem Senfkorn vergleicht. Wo er einmal anfängt zu wachsen, da wächst er und ist kaum noch zu stoppen. Und das sagt der Herr von dem Glauben, der errettet. Diesem Glauben ist es möglich, das Wunder des Berge-Versetzens zu tun. Somit ist die Grundlage für diesen Glauben auch jedem wahren Gläubigen gegeben.


Das scheint nun, wenn man die Apostelgeschichte liest, eine Parallele in der zweiten mit heteros eingeführten Gabe zu sein. Bei zahlreichen Bekehrungen und evangelistischen Predigten in diesem Buch der Bibel lesen wir davon, dass die Menschen anfingen, in neuen Sprachen zu reden, Gott zu loben und preisen und zu beten. Das ist das Phänomen, das in der heutighen Szene der Gemeinde den Namen Sprachenrede oder Zungenrede bekommen hat. Dieses Phänomen steht nicht immer wörtlich in der Apostelgeschichte. Bei der Bekehrung des Saulus zu Paulus zum Beispiel wird es mit keinem Wort erwähnt. Dennoch kann er später an die Gemeinde in Korinth schreiben, dass er Gott dankbar ist, dass er noch mehr in Zungen rede als die Korinther. So können wir davon ausgehen, dass diese Gabe zumindest sehr häufig die Geistestaufe begleitet hat. Es ist aber ebenso klar, dass dies nicht zwangsläufig immer der Fall sein muss. Deshalb ist diese Gabe auch weder ein Zeichen für besondere Gnade von Gott noch für eine besondere geistliche Reife. Es ist eine Gabe von Gott, ein Werkzeug in unseren Händen. Inwiefern es ein Werkzeug ist und wozu dieses gebraucht wird, möchte ich an dieser Stelle jedoch noch nicht vorwegnehmen.


In dem Zusammenhang möchte ich jedoch noch auf eine andere Frage eingehen. Sie wurde bisher zwar noch nicht explizit gestellt, doch möge eine Antwort darauf eine Hilfestellung für viele Leserinnen und Leser werden. Es geht um die Frage, was denn die Geistestaufe ist, was sie bewirkt, wann sie stattfindet und wie sie sichtbar wird. Zunächst wieder der Befund im Neuen Testament. Wenn in der Bibel der Begriff Geistestaufe vorkommt, so steht im Griechischen der Begriff: „baptizein eis to Pneuma“, in den Geist hinein taufen. Es handelt sich dabei aber weder um die Wassertaufe noch um die Feuertaufe noch um die Blutstaufe noch um die Taufe in die Gemeinde hinein. Diese alle Begriffe kennt das Neue Testament in Bezug auf Taufen, und jede davon hat eine eigene, spezielle Bedeutung. Weiter bezeichnet die Geistestaufe weder die Bekehrung noch die Wiedergeburt noch das regelmäßige Empfangen von Heiligem Geist (das zum Beispiel in Eph. 5, 18 erwähnt wird). Wie jede Taufe findet auch diese exakt ein einziges Mal im Leben eines Gläubigen statt. Und wie jede andere Taufe ist auch diese ein zeichenhaftes Geschehen für etwas, das bereits stattgefunden hat.


Soviel einmal zu dem, was die Geistestaufe nicht ist und was sie doch mit den anderen Taufen verbindet. Nun zu dem, was die Geistestaufe ist:

-Sie ist ein zeichenhaftes Geschehen dafür, dass der Heilige Geist mit seinem Werk begonnen hat

-Sie ist die erste Kraftausrüstung mit übernatürlichen Charismen

-Sie kann zugleich mit der Bekehrung und Wiedergeburt oder gesondert von ihr nach dieser stattfinden

-Sie kann von der Gabe der Zungenrede begleitet sein.


Die Vielfalt der Lehren in den verschiedenen Denominationen sind ein Beweis dafür, dass unser Erkennen Stückwerk ist und bleibt bis wir als heilige Braut dem Herrn entgegen entrückt werden. Wer dies leugnet und meint, das Stückwerk sei nun vollkommen geworden, möge aufpassen und über seine Zunge wachen. Denn diese Aussage unterstellt allen, die nicht in jedem Detail der Lehre mit ihm eins sind, ungläubig zu sein.

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