Freitag, 28. Januar 2011

1. Korinther 12, 12 – 14:

1. Korinther 12, 12 – 14:


Griechisch

Deutsch

12 καθαπερ γαρ το σωμα εν εστιν και μελη εχει πολλα παντα δε τα μελη του σωματος του ενος πολλα οντα εν εστιν σωμα ουτως και ο χριστος


13 και γαρ εν ενι πνευματι ημεις παντες εις εν σωμα εβαπτισθημεν ειτε ιουδαιοι ειτε ελληνες ειτε δουλοι ειτε ελευθεροι και παντες εις εν πνευμα εποτισθημεν

14 και γαρ το σωμα ουκ εστιν εν μελος αλλα πολλα

Denn genau so, wie der Leib einer ist und viele Körperteile hat, alle Körperteile des Körpers aber von dem einen Leib sind, auch wenn es viele von ihnen sind, so auch der Christus.

Denn auch in einem Geist sind wir alle in den Leib eingetaucht worden, seien es Juden oder Griechen, seien es Sklaven oder Freie, auch sind alle in dem einen Geist hineingetränkt worden,

denn auch der Leib besteht nicht aus einem Körperteil, sondern aus vielen.



Auslegung:


Einführend möchte ich auch hier wiederum erwähnen, dass es zum Textverständnis ganz wichtig ist, sich zu erinnern, worum es Paulus hier geht, was er mit dem Text erreichen möchte und was nicht. Es geht hier zunächst einmal nicht um die Geistestaufe. Das ist gerade deshalb so wichtig zu sehen, weil viel zu viele Ausleger hier eine Aussage über die Geistestaufe sehen wollen. Wenn man den Text jedoch exakt analysiert, so sieht man bereits beim Wortgebrauch, dass es sich eben nicht um die Taufe in den Heiligen Geist geht, sondern um die Taufe in den Leib Christi, in die Gemeinde hinein. Diese Taufe in den Leib Christi geschieht durch den Heiligen Geist. Worum es Paulus aber in erster Linie geht, ist die Einheit der Gemeinde, die nämlich darin besteht, dass alle in der Gemeinde zu einem einzigen Leib gemacht worden sind. Wir erinnern uns, dass Paulus schon im zweiten Teil des elften Kapitel von Spaltungen, Parteiungen und anderen Häresien sprach. Der ganze Abschnitt ab jenem Teil bis hier hin dient einzig dazu, die Korinther zu überzeugen, dass der Heilige Geist eine Einheit schaffen will, und zwar eine Einheit aller Gläubigen, die in der Gemeinde sind. Es gibt keine Aufteilung in bessere oder weniger gute Teile am Leib Christi. Es gibt keinen Unterschied zwischen den „geistlicheren“ und den übrigen. Alle, die wirklich ein Teil des Leibes sind, sind zu einer neuen Einheit gemacht worden durch den Heiligen Geist. Und diese sollten sie bitte auch ausleben.


Bereits bei zahlreichen vorneutestamentlichen griechischen Autoren und Philosophen wurde das Bild vom Körper für das Gebilde eines Staates verwendet. Dieses Bild, das somit den Korinthern bestimmt schon geläufig war, bezieht Paulus nun auf die Gemeinde. Er sagt, dass es viele verschiedene Körperteile sind, die einen einzigen Körper ausmachen. Dieser eine Körper ist ein wunderschönes Bild für die Gemeinde. Deshalb schreibt Paulus: So wie viele Körperteile einen Körper ausmacht, so auch der Christus. Lasst uns ein wenig auf das Bild eingehen. Christus ist das Haupt, der Kopf, der Gemeinde, und die einzelnen Leute in der Gemeinde sind seine Körperteile. Das Bild ist wunderschön, und je mehr die heutige Wissenschaft über den menschlichen Körper herausfindet, desto mehr Parallelen kann man auch in diesem Bild sehen. Der Kopf (also sein Hauptorgan, sprich das Hirn) hat drei wesentliche Hauptfunktionen, die er für den restlichen Körper übernimmt:

Erstens nimmt er über Nervenbahnen die Reize auf, die von außen an den Körper herankommen, also alles, was die Augen sehen und die Ohren hören, etc. sind eigentlich nur Reize, die als elektrische Impulse weitergeleitet und erst im Kopf zu dem „Bild“ umgeformt werden, das wir dann von unserer Umwelt haben. Genau so brauchen wir auch Christus im Wort Gottes, um von dem, was auf uns eindringt, ein richtiges Bild zu bekommen. Wenn wir uns auf das verlassen, was wir selbst denken und von alledem halten, was wir sehen, hören, fühlen, etc. bekommen wir nur ein sehr ungenaues Bild davon.

Zweitens hat er die Aufgabe, diese umgewandelten Reize zu verarbeiten, mit bereits früher gespeicherten Reizen zu vergleichen und dann abzuspeichern. Genau so hilft uns auch Christus, in seinem Wort und in der bisherigen Kirchengeschichte Ähnlichkeiten zu finden und diese entsprechend auch zu verarbeiten und im heutigen Kontext neu zu formulieren.

Drittens bestimmt er die Art und Richtung, in welcher der Körper gehen und handeln soll und gibt entsprechende Befehle an den Körper weiter. Genau so ist es auch Christus, welcher unsere Art und Richtung als Gemeinde vorgibt und uns durch das Lesen der Bibel, Predigt, Lehre und Prophetie die Befehle weitergibt, welche wir in der Welt umzusetzen haben.

Es gäbe noch viel mehr darüber zu schreiben oder zu sagen. Man könnte schon Bücher füllen allein mit diesem einen Bild von der Gemeinde, genauso wie auch von all den übrigen (Gemeinde als Tempel, als Armee, als Braut Christi).


Im nächsten Vers schreibt Paulus davon, wie die Einheit innerhalb der Gemeinde zustande kommt. Diese geschieht durch das Werk des Heiligen Geistes. So, wie die Körperteile durch Nerven mit dem Haupt aber auch miteinander (über das Rückenmark und über Eiweißverbindungen auch direkt) kommunizieren können, so können auch wir miteinander und mit dem Herrn Jesus als unserem Haupt kommunizieren. Die Einheit ist ein Werk des Heiligen Geistes, der uns alle miteinander und mit dem Herrn verbindet. Wir werden mit unserer Bekehrung durch den Heiligen Geist in die Gemeinde hineingetauft und bekommen damit auch schon unseren Platz innerhalb dieser Gemeinde. Der Heilige Geist ist das Band, das uns alle zusammenhält und mit dessen Hilfe wir auch diese Einheit bekommen und erhalten sollen. Manche Ausleger setzen in diesem Vers die Taufe durch den Heiligen Geist mit der Taufe in den Heiligen Geist oder gar mit der Wassertaufe gleich. Wer auf die zweite Art argumentiert, kann auf jeden Fall schon gar nicht die Praxis der Kindertaufe befürworten, denn erst durch den aktiven von Gott gewirkten Glauben kann jemand überhaupt selbst ein Teil der Gemeinde werden. Gegen diese Auslegungen müssen wir an der Genauigkeit der biblischen Ausdrücke festhalten. Wenn die Bibel von der Geistestaufe spricht, so lesen wir da immer (wörtlich übersetzt) Taufe in den Heiligen Geist hinein. Es kommt also darauf an, dass wir den Text so lesen, wie er da steht. Wo im Griechischen „en Pneuma“ (im Geist) und nicht „eis Pneuma“ (in den Geist hinein) steht, da ist es die Wirkung des Heiligen Geistes auf den Menschen.


Das Hauptthema, das Paulus also hier behandelt, ist keinesfalls die Taufe in den Heiligen Geist, sondern die Taufe durch den Heiligen Geist in die Gemeinde, den Leib Christi, hinein. Diese Taufe in den Leib hinein bewirkt die geistgewirkte Einheit des gesamten Leibes. Der Körper braucht etwas, das ihn als Ganzes zusammenhält und dafür sorgt, dass jeder das bekommt, was er braucht. Und genau das ist die Aufgabe des Heiligen Geistes. Im Moment der Bekehrung und Wiedergeburt bekommt der Mensch den Heiligen Geist, der ihn zu einem vollwertigen Mitglied der Gemeinde macht, ihm einen für ihn geschaffenen und vorbereiteten Platz zuweist und ihm zu einem Leben in der Heiligung verhilft. Wer den hiesigen Text dazu missbrauchen will, indem er den Vers für eine Aussage über die Geistestaufe heranzieht, tut dem Text und vor allem dem Thema Gewalt an. Die Einheit, welche der Heilige Geist bewirkt, indem er alle Gläubigen in die Gemeinde hineintauft, ist vor allem so beschaffen, dass es keine Unterschiede mehr zwischen den einzelnen Gliedern der Gemeinde gibt. Es werden dadurch keine Ämter abgeschafft, aber alle Glieder mit ihren Ämtern und Gaben stehen vor Gott als gleichwertige Glieder da. Ein Pastor oder Ältester ist durch sein Amt nicht ein besserer Gläubiger oder gar ein besserer Christ, er hat einfach ein bestimmtes Amt, und gemäß diesem Amt wird er am Ende auch von Gott beurteilt und belohnt werden. Je mehr ein Christ weiß (und das hat auch mit seiner Funktion innerhalb der Gemeinde zu tun), desto mehr Verantwortung trägt er. Somit zählt vor Gott nicht, ob einer ein Fabrikarbeiter, Bankangestellter, Millionär oder Gemeindepastor ist. Das Einzige, was zählt, ist, ob er in seiner Position als Christ in der Gemeinde und als Mensch in der Gesellschaft in seinen von Gott gegebenen Aufgaben treu war oder nicht.


So wie der Körper verschiedene Körperteile hat, besteht auch die Gemeinde aus verschiedenen Gliedern, von denen jedes mit Gaben ausgerüstet ist. Jede Gabe ist in sich zugleich eine Auf-Gabe, eine Verantwortung. Diese Aufgabe zu finden, in ihr zu leben und vor allem auch in ihr Gottes Liebe weiter zu geben, das ist, was zählt. Wenn wir das tun, wird der Herr eines Tages sprechen: Du guter und treuer Knecht! Über Weniges warst du treu, nun will ich dich über Vieles setzen! Gehe hinein in die Freude deines Herrn!

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