Montag, 31. Januar 2011

Einschub zum Korintherbrief

Von gewissen Charismata und der Geistestaufe


Da mich kürzlich die Anfrage erreichte, wie ich zu bestimmten Auslegungen komme, möchte ich diese Gelegenheit beim Schopfe packen und in einem Zwischen-Posting auf diese Frage sowie diejenige nach dem Begriff der Geistestaufe zu sprechen kommen. Oben genannte Anfrage betrifft die beiden Gaben des Glaubens und der Zungenrede, die wir in der Auslegung zu den Versen 8 – 11 behandelten. In der Aufzählung gewisser Gaben werden diese beiden mit „heteros“ und nicht (wie sonst bei allen übrigen üblich) mit „allos“ eingeleitet. Dieser Tatsachenbestand muss einem jeden Leser, des Koine-Griechisch beherrscht, auffallen. Weiter kann man festhalten, dass a. durch diese Formulierung diese beiden Gaben von den übrigen abgehoben werden und b. diese beiden Gaben in einer bestimmten Art und Weise zusammengefügt werden. Es wird dadurch deutlich, dass den beiden mit „heteros“ eingeleiteten Gaben etwas anhaftet, das bei den übrigen nicht der Fall ist. Was nun diesen Unterschied ausmacht, das ist eine Frage, auf welche der Ausleger, von der restlichen Gesamtheit der Schrift ausgehend, eine Antwort finden muss.


Zunächst wollen wir den ersten Begriff etwas näher betrachten. Im griechischen Text steht da „pistis“. Pistis bedeutet sowohl Glaube als auch Treue. In unserer Kultur sehen wir leider nicht mehr wirklich den Zusammenhang dieser beiden deutschen Worte. Da dürfen wir von der biblischen Kultur dazulernen: Glaube im biblischen Sinne ist nur dann echter Glaube, wenn er mit der Treue einhergeht, das bedeutet, wenn er so beschaffen ist, dass er entgegen allen Hindernissen und entgegen aller Zeit und Unsichtbarkeit daran festhält. Deshalb können auch nur diejenigen wirklich gläubig sein, die im Glauben (also in der Treue) dranbleiben, und zwar komme was immer wolle. Glaube bleibt treu, egal wie viel Widerstand kommt und egal, wie viel Geduld nötig ist dazu. Dieser Glaube ist die absolut erste Notwendigkeit zur Erlösung. Reines Fürwahrhalten ohne Treue kann niemanden retten. In dem Falle würde der Glaube dann wirklich zum Opium für das Volk. Deshalb ist die Pistis auch einzig und allein Gottes Werk, eine Gabe des Heiligen Geistes. Und im Leben eines Gläubigen wächst diese Gabe des Glaubens beständig dadurch, dass sich das Geglaubte immer wieder als wahr erweist (also sichtbar wird). Aber grundsätzlich bleibt der Glaube auch ohne sichtbare Entsprechung im Leben beständig, wo er einmal Fuß gefasst hat. Deshalb sagte der Herr Jesus auch das Gleichnis, in welchem er den Glauben mit einem Senfkorn vergleicht. Wo er einmal anfängt zu wachsen, da wächst er und ist kaum noch zu stoppen. Und das sagt der Herr von dem Glauben, der errettet. Diesem Glauben ist es möglich, das Wunder des Berge-Versetzens zu tun. Somit ist die Grundlage für diesen Glauben auch jedem wahren Gläubigen gegeben.


Das scheint nun, wenn man die Apostelgeschichte liest, eine Parallele in der zweiten mit heteros eingeführten Gabe zu sein. Bei zahlreichen Bekehrungen und evangelistischen Predigten in diesem Buch der Bibel lesen wir davon, dass die Menschen anfingen, in neuen Sprachen zu reden, Gott zu loben und preisen und zu beten. Das ist das Phänomen, das in der heutighen Szene der Gemeinde den Namen Sprachenrede oder Zungenrede bekommen hat. Dieses Phänomen steht nicht immer wörtlich in der Apostelgeschichte. Bei der Bekehrung des Saulus zu Paulus zum Beispiel wird es mit keinem Wort erwähnt. Dennoch kann er später an die Gemeinde in Korinth schreiben, dass er Gott dankbar ist, dass er noch mehr in Zungen rede als die Korinther. So können wir davon ausgehen, dass diese Gabe zumindest sehr häufig die Geistestaufe begleitet hat. Es ist aber ebenso klar, dass dies nicht zwangsläufig immer der Fall sein muss. Deshalb ist diese Gabe auch weder ein Zeichen für besondere Gnade von Gott noch für eine besondere geistliche Reife. Es ist eine Gabe von Gott, ein Werkzeug in unseren Händen. Inwiefern es ein Werkzeug ist und wozu dieses gebraucht wird, möchte ich an dieser Stelle jedoch noch nicht vorwegnehmen.


In dem Zusammenhang möchte ich jedoch noch auf eine andere Frage eingehen. Sie wurde bisher zwar noch nicht explizit gestellt, doch möge eine Antwort darauf eine Hilfestellung für viele Leserinnen und Leser werden. Es geht um die Frage, was denn die Geistestaufe ist, was sie bewirkt, wann sie stattfindet und wie sie sichtbar wird. Zunächst wieder der Befund im Neuen Testament. Wenn in der Bibel der Begriff Geistestaufe vorkommt, so steht im Griechischen der Begriff: „baptizein eis to Pneuma“, in den Geist hinein taufen. Es handelt sich dabei aber weder um die Wassertaufe noch um die Feuertaufe noch um die Blutstaufe noch um die Taufe in die Gemeinde hinein. Diese alle Begriffe kennt das Neue Testament in Bezug auf Taufen, und jede davon hat eine eigene, spezielle Bedeutung. Weiter bezeichnet die Geistestaufe weder die Bekehrung noch die Wiedergeburt noch das regelmäßige Empfangen von Heiligem Geist (das zum Beispiel in Eph. 5, 18 erwähnt wird). Wie jede Taufe findet auch diese exakt ein einziges Mal im Leben eines Gläubigen statt. Und wie jede andere Taufe ist auch diese ein zeichenhaftes Geschehen für etwas, das bereits stattgefunden hat.


Soviel einmal zu dem, was die Geistestaufe nicht ist und was sie doch mit den anderen Taufen verbindet. Nun zu dem, was die Geistestaufe ist:

-Sie ist ein zeichenhaftes Geschehen dafür, dass der Heilige Geist mit seinem Werk begonnen hat

-Sie ist die erste Kraftausrüstung mit übernatürlichen Charismen

-Sie kann zugleich mit der Bekehrung und Wiedergeburt oder gesondert von ihr nach dieser stattfinden

-Sie kann von der Gabe der Zungenrede begleitet sein.


Die Vielfalt der Lehren in den verschiedenen Denominationen sind ein Beweis dafür, dass unser Erkennen Stückwerk ist und bleibt bis wir als heilige Braut dem Herrn entgegen entrückt werden. Wer dies leugnet und meint, das Stückwerk sei nun vollkommen geworden, möge aufpassen und über seine Zunge wachen. Denn diese Aussage unterstellt allen, die nicht in jedem Detail der Lehre mit ihm eins sind, ungläubig zu sein.

1. Korinther 12, 15 – 18:

1. Korinther 12, 15 – 18:


Griechisch

Deutsch

15 εαν ειπη ο πους οτι ουκ ειμι χειρ ουκ ειμι εκ του σωματος ου παρα τουτο ουκ εστιν εκ του σωματος


16 και εαν ειπη το ους οτι ουκ ειμι οφθαλμος ουκ ειμι εκ του σωματος ου παρα τουτο ουκ εστιν εκ του σωματος

17 ει ολον το σωμα οφθαλμος που η ακοη ει ολον ακοη που η οσφρησις


18 νυνι δε ο θεος εθετο τα μελη εν εκαστον αυτων εν τω σωματι καθως ηθελησεν

Wenn der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, ich bin nicht vom Leib, so wäre er nicht weniger ein Teil des Leibes

und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, ich bin nicht vom Leib, so wäre es nicht weniger ein Teil des Leibes.

Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre dann das Gehör? Wenn der ganze Leib Gehör wäre, wo wäre dann der Geruchssinn? (das „Genas“)

Nun aber hat Gott die Körperteile, jedes einzelne von ihnen, in den Leib gesetzt, wie er wollte.



Auslegung:


Bisher ging es um die Einheit aller Körperteile in dem einen Leib. Dieser Teil ist mit Vers 14 beendet. Nun beginnt hier mit Vers 15 ein neuer Abschnitt des Textes, nämlich die Verschiedenheit der unter-schiedlichen Glieder in der Einheit des einen Leibes. Paulus streicht hier hervor, wie wichtig es ist, dass der Leib diese unterschiedlichen Glieder hat, und dass jedes von ihnen seinen Platz und seine Aufgabe bekommen hat. An dieser Stelle noch zwei Anmerkungen zum bisherigen Abschnitt. Manche Menschen benutzen den Abschnitt, um von den Unterschieden der weltweiten und der örtlichen Gemeinde zu unterscheiden, und nicht wenige von ihnen missbrauchen diese ihre Aussage, um die weltweite Gemeinde der örtlichen Gemeinde vorzuordnen. In der damaligen Zeit, als Paulus umhergereist war und all diese Gemeinden gegründet hatte, war das durchaus der Fall. Die Lehre der Apostel war, da sie noch nicht in ihrer Gesamtheit niedergeschrieben war, übergemeindlich gültig und verbindlich für alle Gemeinden. Dies ist auch heute nach wie vor der Fall. An der Apostellehre, die wir im gesamten Neuen Testament (und nicht etwa nur in den Briefen!) finden, muss all unsere Praxis beurteilt und unter Umständen auch angepasst werden. Aber in der heutigen Zeit der vielen verschiedenen Denominationen ist es wichtig, dass jede Gemeinde in erster Linie autonom diese Überprüfung vornehmen und Entscheidungen dazu treffen kann. Wo eine Über-Organisation (ein Gemeindebund oder eine ganze Denomination) diese Funktion übernimmt, ist kein gesundes Gemeindeleben mehr möglich.


Damit kommen wir auch zu einem zweiten Gedanken: zur Frage der Einheit. Da die Bildung von ökumenischen Verbänden immer in sich die Tendenz hat, einen solchen Missbrauch zu treiben, dass den verschiedenen örtlichen Gemeinden eine solche Über-Organisation ihre Meinung aufoktroyieren will, ist die Bildung von überregionalen Verbänden dieser Art immer eine ungesunde Entwicklung. Dabei spielt es keine Rolle, wie ein solcher sich nennt, sei es ÖRK (ökumenischer Rat der Kirchen), ACK (Arbeitskreis christlicher Kirchen) oder Deutsche (Weltweite) evangelische Allianz. Es kann nicht sein, dass die Gemeinden, weil sie in einem bestimmten Bund sind, dazu gezwungen werden, mit bestimmten Gemeinden zusammenzuarbeiten. Auf keinen Fall möchte ich damit gegen die Zusammenarbeit von Gemeinden verschiedener Denominationen in einem Ort oder einer Region Stellung beziehen, im Gegenteil, eine solche Zusammenarbeit ist sehr gut und fruchtbar. Aber sie muss auf freiwilliger Basis geschehen, damit sie eine solche fruchtbare Beziehung entstehen lassen kann.


Nun zu unserem obigen Text. In der Gemeinde, und zwar in der jeweiligen Ortsgemeinde, braucht es notwendig einen ganzen Leib bestehend aus all den Gliedern, die dort zur Gemeinde gehen. Wer nicht bereit ist, sich einer solchen Ortsgemeinde ein- und unterzuordnen, kann auch nicht damit rechnen, ein Glied an der weltweiten Gemeinde zu sein. Wer seine Gaben in der weltweiten Gemeinde gebrauchen will, ohne zugleich sich einer Ortsgemeinde anzuschließen, kann nicht damit rechnen, in seinen Gaben von Gott gebraucht und gefördert zu werden. Es gibt klar Menschen, die über ihre Ortsgemeinde hinaus tätig sind und gebraucht werden, aber sie alle haben sich verbindlich einer einzelnen Ortsgemeinde anzuschließen und sind dieser auch jederzeit Rechenschaft schuldig. Die Gaben, Aufgaben und Funktionen, die wir von Gott bekommen, gehören (und zwar vollumfänglich) derjenigen Gemeinde, zu der wir uns verbindlich bekennen. Sie kann uns aussenden, aber auch wieder zurückfordern. Sie ist für uns verantwortlich und wir sind ihr jede Rechenschaft schuldig, die sie von uns fordert. Gerade weil wir Glied einer lokalen Gemeinde sind, gehören wir nicht mehr uns selbst, sondern diesem örtlichen Leib Christi. Und dem gesamten Leib Christi gehören wir nur insofern an, als wir eben Glieder einer ganz bestimmten lokalen Gemeinde sind.


Jeder von uns hat seine ganz bestimmte, nur ihm persönlich eigene, Gabenkonstellation. Mit dem Bild von Paulus gesprochen: jeder ist ein bestimmter Körperteil am ganzen Leib. In dieser Funktion als der eine Körperteil ist damit jeder von uns unentbehrlich. Das dürften manche Gemeinden ruhig etwas ernster nehmen und ihre Glieder auch entsprechend honorieren. Der Leib Christi ist unvollständig mit jedem Glied, das fehlt oder krank wird. Ein Glied der Gemeinde, das anfängt, in Sünde zu leben und darin zu verharren, ist eindeutig ein krankes Glied. Sünde ist eine schlimme Krankheit, da sie das Gewissen gleichgültig macht, den Sündigenden erblinden lässt, die gesamte Gemeinde unterwandert und verseucht sowie die Gemeinde in der Welt schlechtmacht. Diese Überlegungen haben deutliche Auswirkungen auf unser Verständnis von der Gemeindezucht. Ja, nun ist ein ganz unbeliebtes Wort gefallen. Gemeindezucht ist, richtig angewandt, der Heilungsprozess für eine kranke Gemeinde. Leider hat der missbräuchliche Gebrauch dieses Arzneimittels dieses in ein äußerst schlechtes Licht gebracht. Gemeindezucht darf immer nur dem Ziel dienen, ein gefallenes Gemeindeglied zum Umstimmen zu bringen. Das Ziel darf niemals der Ausschluss sein, sonst handelt es sich um genau so einen Missbrauch. Da jedoch Gott es ist, der jedem einzelnen Glied seinen Platz in der Gemeinde zuweist, dürfen wir uns darüber kein Urteil anmaßen, ob jemand durch sein Sündigen bewiesen hat, dass er nicht neugeboren wurde. Vielmehr ist es unsere Aufgabe, diese Person in aller Liebe und damit auch Deutlichkeit und Strenge zurückgewinnen zu versuchen.


Nicht jeder von Gott Berufene und Erlöste muss so sein, wie wir es sind. Viele Traditionen, an denen wir vielleicht seit Generationen festhalten, sind überholt und neuen Gliedern ein Ärgernis und Hindernis. So dies der Fall sein sollte, dann nichts wie weg mit diesen überkommenen Traditionen. Sie haben ihren Wert dadurch bekommen, dass sie manchen Menschen eine Stütze im Leben sein konnten. Aber spätestens wenn eines der Glieder der Gemeinde daran Anstoß nimmt, ist der Moment gekommen, diese allesamt zu hinterfragen und falls irgend möglich durch etwas Neueres zu ersetzen. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass alles Leben in der Gemeinde zu totem Ritualismus wird. Auch eine gewisse Lebendigkeit kann zu solch einem Ritualismus werden. Dann nämlich, wenn wir beginnen, ihn um seiner selbst willen zu leben und nicht um der Menschen willen, die dadurch errettet werden sollen.


Ein Körper, in welchem alle Gliedmaßen gleich sein wollen, ist kein Körper mehr, sondern ein Monstrum. Wenn jeder die Aufgabe und Verantwortung eines Ältesten oder Pastors übernehmen wollte, der nicht in diese Funktion gehört, so kann das Ganze nicht gut kommen. Es ist Gottes Aufgabe, einen jeden in seinen Verantwortungsbereich hineinzusetzen und ihn entsprechend auszurüsten. Andererseits können wir in der heutigen Zeit sehr oft feststellen, dass auch in der Gemeinde die natürlichen Fähigkeiten weitaus höher eingeschätzt werden als die Charismen. Es kann sein, dass Menschen in ihrem Berufsleben sehr gute Manager oder Redner (Rhetoriker) sind, aber in der Gemeinde von Gott andere Auf-Gaben zugeteilt bekommen als diejenigen, die man ihren natürlichen Fähigkeiten (ich kann hier aus Gewissensgründen nicht von natürlichen Gaben sprechen) zuordnen würde. Wenn nun jemand aber fälschlicherweise in eine andere Verantwortung eingeteilt wird als diejenige, die ihm von Gott her zustünde, so geht erstens sehr viel Potential verloren und zweitens ist die menschlich-seelische Folge davon entweder Überheblichkeit, Arroganz, Hochmut oder Deprimiertheit. Und beide Arten der Auswirkungen haben schon öfters zu großen Fehlentwicklungen ganzer Gemeinden und auch Gemeindebewegungen geführt. Oft sind es dann die „guten Redner“, denen man viel Vertrauen schenkt. Und plötzlich stellt sich dann heraus, dass jemand zu sehr im Rampenlicht gestanden ist und dadurch auch nicht selten dessen Ehe und Familie stark darunter gelitten hat, oft auch gepaart mit Ehebruch – der Flucht in eine scheinbar heile Welt, in der man Verständnis bekommt. Auch das kann nicht Gottes Wille sein – doch allzu oft leider verkaufen wir den unseren als Seinen...

Freitag, 28. Januar 2011

1. Korinther 12, 12 – 14:

1. Korinther 12, 12 – 14:


Griechisch

Deutsch

12 καθαπερ γαρ το σωμα εν εστιν και μελη εχει πολλα παντα δε τα μελη του σωματος του ενος πολλα οντα εν εστιν σωμα ουτως και ο χριστος


13 και γαρ εν ενι πνευματι ημεις παντες εις εν σωμα εβαπτισθημεν ειτε ιουδαιοι ειτε ελληνες ειτε δουλοι ειτε ελευθεροι και παντες εις εν πνευμα εποτισθημεν

14 και γαρ το σωμα ουκ εστιν εν μελος αλλα πολλα

Denn genau so, wie der Leib einer ist und viele Körperteile hat, alle Körperteile des Körpers aber von dem einen Leib sind, auch wenn es viele von ihnen sind, so auch der Christus.

Denn auch in einem Geist sind wir alle in den Leib eingetaucht worden, seien es Juden oder Griechen, seien es Sklaven oder Freie, auch sind alle in dem einen Geist hineingetränkt worden,

denn auch der Leib besteht nicht aus einem Körperteil, sondern aus vielen.



Auslegung:


Einführend möchte ich auch hier wiederum erwähnen, dass es zum Textverständnis ganz wichtig ist, sich zu erinnern, worum es Paulus hier geht, was er mit dem Text erreichen möchte und was nicht. Es geht hier zunächst einmal nicht um die Geistestaufe. Das ist gerade deshalb so wichtig zu sehen, weil viel zu viele Ausleger hier eine Aussage über die Geistestaufe sehen wollen. Wenn man den Text jedoch exakt analysiert, so sieht man bereits beim Wortgebrauch, dass es sich eben nicht um die Taufe in den Heiligen Geist geht, sondern um die Taufe in den Leib Christi, in die Gemeinde hinein. Diese Taufe in den Leib Christi geschieht durch den Heiligen Geist. Worum es Paulus aber in erster Linie geht, ist die Einheit der Gemeinde, die nämlich darin besteht, dass alle in der Gemeinde zu einem einzigen Leib gemacht worden sind. Wir erinnern uns, dass Paulus schon im zweiten Teil des elften Kapitel von Spaltungen, Parteiungen und anderen Häresien sprach. Der ganze Abschnitt ab jenem Teil bis hier hin dient einzig dazu, die Korinther zu überzeugen, dass der Heilige Geist eine Einheit schaffen will, und zwar eine Einheit aller Gläubigen, die in der Gemeinde sind. Es gibt keine Aufteilung in bessere oder weniger gute Teile am Leib Christi. Es gibt keinen Unterschied zwischen den „geistlicheren“ und den übrigen. Alle, die wirklich ein Teil des Leibes sind, sind zu einer neuen Einheit gemacht worden durch den Heiligen Geist. Und diese sollten sie bitte auch ausleben.


Bereits bei zahlreichen vorneutestamentlichen griechischen Autoren und Philosophen wurde das Bild vom Körper für das Gebilde eines Staates verwendet. Dieses Bild, das somit den Korinthern bestimmt schon geläufig war, bezieht Paulus nun auf die Gemeinde. Er sagt, dass es viele verschiedene Körperteile sind, die einen einzigen Körper ausmachen. Dieser eine Körper ist ein wunderschönes Bild für die Gemeinde. Deshalb schreibt Paulus: So wie viele Körperteile einen Körper ausmacht, so auch der Christus. Lasst uns ein wenig auf das Bild eingehen. Christus ist das Haupt, der Kopf, der Gemeinde, und die einzelnen Leute in der Gemeinde sind seine Körperteile. Das Bild ist wunderschön, und je mehr die heutige Wissenschaft über den menschlichen Körper herausfindet, desto mehr Parallelen kann man auch in diesem Bild sehen. Der Kopf (also sein Hauptorgan, sprich das Hirn) hat drei wesentliche Hauptfunktionen, die er für den restlichen Körper übernimmt:

Erstens nimmt er über Nervenbahnen die Reize auf, die von außen an den Körper herankommen, also alles, was die Augen sehen und die Ohren hören, etc. sind eigentlich nur Reize, die als elektrische Impulse weitergeleitet und erst im Kopf zu dem „Bild“ umgeformt werden, das wir dann von unserer Umwelt haben. Genau so brauchen wir auch Christus im Wort Gottes, um von dem, was auf uns eindringt, ein richtiges Bild zu bekommen. Wenn wir uns auf das verlassen, was wir selbst denken und von alledem halten, was wir sehen, hören, fühlen, etc. bekommen wir nur ein sehr ungenaues Bild davon.

Zweitens hat er die Aufgabe, diese umgewandelten Reize zu verarbeiten, mit bereits früher gespeicherten Reizen zu vergleichen und dann abzuspeichern. Genau so hilft uns auch Christus, in seinem Wort und in der bisherigen Kirchengeschichte Ähnlichkeiten zu finden und diese entsprechend auch zu verarbeiten und im heutigen Kontext neu zu formulieren.

Drittens bestimmt er die Art und Richtung, in welcher der Körper gehen und handeln soll und gibt entsprechende Befehle an den Körper weiter. Genau so ist es auch Christus, welcher unsere Art und Richtung als Gemeinde vorgibt und uns durch das Lesen der Bibel, Predigt, Lehre und Prophetie die Befehle weitergibt, welche wir in der Welt umzusetzen haben.

Es gäbe noch viel mehr darüber zu schreiben oder zu sagen. Man könnte schon Bücher füllen allein mit diesem einen Bild von der Gemeinde, genauso wie auch von all den übrigen (Gemeinde als Tempel, als Armee, als Braut Christi).


Im nächsten Vers schreibt Paulus davon, wie die Einheit innerhalb der Gemeinde zustande kommt. Diese geschieht durch das Werk des Heiligen Geistes. So, wie die Körperteile durch Nerven mit dem Haupt aber auch miteinander (über das Rückenmark und über Eiweißverbindungen auch direkt) kommunizieren können, so können auch wir miteinander und mit dem Herrn Jesus als unserem Haupt kommunizieren. Die Einheit ist ein Werk des Heiligen Geistes, der uns alle miteinander und mit dem Herrn verbindet. Wir werden mit unserer Bekehrung durch den Heiligen Geist in die Gemeinde hineingetauft und bekommen damit auch schon unseren Platz innerhalb dieser Gemeinde. Der Heilige Geist ist das Band, das uns alle zusammenhält und mit dessen Hilfe wir auch diese Einheit bekommen und erhalten sollen. Manche Ausleger setzen in diesem Vers die Taufe durch den Heiligen Geist mit der Taufe in den Heiligen Geist oder gar mit der Wassertaufe gleich. Wer auf die zweite Art argumentiert, kann auf jeden Fall schon gar nicht die Praxis der Kindertaufe befürworten, denn erst durch den aktiven von Gott gewirkten Glauben kann jemand überhaupt selbst ein Teil der Gemeinde werden. Gegen diese Auslegungen müssen wir an der Genauigkeit der biblischen Ausdrücke festhalten. Wenn die Bibel von der Geistestaufe spricht, so lesen wir da immer (wörtlich übersetzt) Taufe in den Heiligen Geist hinein. Es kommt also darauf an, dass wir den Text so lesen, wie er da steht. Wo im Griechischen „en Pneuma“ (im Geist) und nicht „eis Pneuma“ (in den Geist hinein) steht, da ist es die Wirkung des Heiligen Geistes auf den Menschen.


Das Hauptthema, das Paulus also hier behandelt, ist keinesfalls die Taufe in den Heiligen Geist, sondern die Taufe durch den Heiligen Geist in die Gemeinde, den Leib Christi, hinein. Diese Taufe in den Leib hinein bewirkt die geistgewirkte Einheit des gesamten Leibes. Der Körper braucht etwas, das ihn als Ganzes zusammenhält und dafür sorgt, dass jeder das bekommt, was er braucht. Und genau das ist die Aufgabe des Heiligen Geistes. Im Moment der Bekehrung und Wiedergeburt bekommt der Mensch den Heiligen Geist, der ihn zu einem vollwertigen Mitglied der Gemeinde macht, ihm einen für ihn geschaffenen und vorbereiteten Platz zuweist und ihm zu einem Leben in der Heiligung verhilft. Wer den hiesigen Text dazu missbrauchen will, indem er den Vers für eine Aussage über die Geistestaufe heranzieht, tut dem Text und vor allem dem Thema Gewalt an. Die Einheit, welche der Heilige Geist bewirkt, indem er alle Gläubigen in die Gemeinde hineintauft, ist vor allem so beschaffen, dass es keine Unterschiede mehr zwischen den einzelnen Gliedern der Gemeinde gibt. Es werden dadurch keine Ämter abgeschafft, aber alle Glieder mit ihren Ämtern und Gaben stehen vor Gott als gleichwertige Glieder da. Ein Pastor oder Ältester ist durch sein Amt nicht ein besserer Gläubiger oder gar ein besserer Christ, er hat einfach ein bestimmtes Amt, und gemäß diesem Amt wird er am Ende auch von Gott beurteilt und belohnt werden. Je mehr ein Christ weiß (und das hat auch mit seiner Funktion innerhalb der Gemeinde zu tun), desto mehr Verantwortung trägt er. Somit zählt vor Gott nicht, ob einer ein Fabrikarbeiter, Bankangestellter, Millionär oder Gemeindepastor ist. Das Einzige, was zählt, ist, ob er in seiner Position als Christ in der Gemeinde und als Mensch in der Gesellschaft in seinen von Gott gegebenen Aufgaben treu war oder nicht.


So wie der Körper verschiedene Körperteile hat, besteht auch die Gemeinde aus verschiedenen Gliedern, von denen jedes mit Gaben ausgerüstet ist. Jede Gabe ist in sich zugleich eine Auf-Gabe, eine Verantwortung. Diese Aufgabe zu finden, in ihr zu leben und vor allem auch in ihr Gottes Liebe weiter zu geben, das ist, was zählt. Wenn wir das tun, wird der Herr eines Tages sprechen: Du guter und treuer Knecht! Über Weniges warst du treu, nun will ich dich über Vieles setzen! Gehe hinein in die Freude deines Herrn!

Dienstag, 25. Januar 2011

Versiegelt mit dem Heiligen Geist

Versiegelt mit dem Heiligen Geist


In ihm haben auch wir Anteil erlangt, die wir vorherbestimmt waren nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Ratschluß seines Willens, daß wir zum Lobe seiner Herrlichkeit dienten, die wir zuvor auf Christus gehofft hatten; in ihm seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Rettung gehört habt, in ihm seid auch ihr, als ihr glaubtet, versiegelt worden mit dem heiligen Geiste der Verheißung, welcher das Pfand unsres Erbes ist bis zur Erlösung des Eigentums, zum Preise seiner Herrlichkeit. (Epheser 1, 11 - 14)


Nachdem uns Paulus nun in den Versen 3 – 6 den Willen Gottes des Vaters dargelegt hatte, und in den Versen 7 – 10 wie Gott der Sohn diesen Willen ausgeführt hat, kommt er nun darauf zu sprechen, wie dieser göttliche Wille sowie dessen Ausführung auf unser persönliches Leben als Christen angewandt wird. Dies beginnt mit dem Anteil. Da wir Miterben mit dem Herrn Jesus sind, haben wir, sozusagen als kleinen Vorschuss dieses Erbes Anteil am Heiligen Geist erlangt. Wenn das Neue Testament vom Anteil spricht, meint es eigentlich immer dies. Der Anteil am Heiligen Geist ist der Vorschuss für die Ewigkeit. Der Anteil ist so etwas wie ein Brautgeschenk des Herrn Jesus an seine Gemeinde. Früher wenn ein Mann eine Frau heiraten wollte, redete er mit ihrem Vater und gab dem Vater dann den ausgehandelten Braut-preis. Dann ging er zur Frau und gab ihr etwas möglichst Wertvolles, zum Beispiel ein schönes Möbel-stück oder etwas Ähnliches, meist ein Gebrauchsgegenstand für die zukünftige gemeinsame Wohnung. So hatte sie etwas bei sich, das ihr immer die Gewissheit gab: Er kommt wieder, er hat nicht noch eine Zweite (deshalb war es eben meist etwas vom Wertvollsten was der Mann sich leisten konnte). Der Mann sagte ihr dann: Ich gehe hin, uns eine Wohnung zu bereiten und werde wieder kommen, um dich zu mir zu holen. (vgl. Joh. 14, 2 - 3) Dann gab er ihr das Brautgeschenk. So spricht auch der Herr Jesus, dass er uns den Beistand geben will.

Gott hat alles nach dem Ratschluss seines Willens getan. Von ihm aus ist alles vollbracht. Damit, dass es aber vollbracht ist allein, hat noch niemand einen Nutzen von diesem ganzen Erlösungswerk. Es muss durch den Heiligen Geist in unserem Leben wirksam gemacht werden. Es gibt bei jeder Verkündigung des Evangeliums eine ganze Menge von Menschen, die das Wort der Wahrheit gehört haben. Doch sind nicht alle von ihnen in der Lage, dieses Wort anzunehmen. So sagte auch der Herr in Matth. 20 und 22, dass viele berufen sind, aber nur wenige auserwählt. Wie wir schon gesehen haben, handelt es sich um eine persönliche Auserwählung. Deshalb können auch nicht alle, die das Wort Gotttes hören, als Auserwählte gerettet werden. Gott hat in seiner Allmacht und Allweisheit bestimmt, wer zu den Auserwählten gehört. Übrigens bedeutet das für uns keinesfalls, dass wir irgend ein Recht haben, einem Menschen die Auser-wählung abzusprechen. Jeder noch lebende Mensch könnte ein Auserwählter sein, der es deshalb auch verdient, das Evangelium zu hören, und das nicht nur einmal. Und dann ist es immer der Heilige Geist, welcher eine allgemeinde Berufung (das ist damit die Evangeliums-verkündigung) zu einer wirksamen Berufung macht, also den Menschen rettet. Dies kann niemand von uns übernehmen, kein Prediger, Pfarrer, Bischof noch sonst jemand. Auch nicht der Hörer selbst, er hat ja keinen Funken Glauben in sich. Der Glaube muss vom Heiligen Geist zuerst entfacht werden, bevor jemand wirklich dem Evangelium der Rettung glauben kann.

Dem frisch entfachten Glauben folgt damit dann die Sündenerkenntnis. Der Mensch mit einem erweckten Gewissen sieht plötzlich, wo er falsch lag und Fehler gemacht hat. Darüber tut er Buße und das nennt sich dann Bekehrung. Die Bekehrung ist der allerwichtigste Schritt im Lebens des Menschen. Da er so wichtig ist, sollte man nicht versuchen, ihn künstlich herbeizuzwingen. Leider kommt das häufig vor, und deshalb sind die Gemeinden heute mit Unbekehrten Halbbekehrten gefüllt. So wie eine Hochzeit eine gründliche Vorbereitung braucht, tut dies auch die Bekehrung. Die Hochzeit ist übrigens der zweitwichtigste Schritt im Leben. Auch dieser muss gut überlegt und geplant sein. Man sollte möglichst darauf achten, einer Bekehrung nicht vorzugreifen. Sie muss deutlich gepredigt werden, aber genauso auch ihre Vorbereitung, die Sündenerkenntnis, das Sündenbekenntnis und die Lebensübergabe. Diese Lebensübergabe ist eine automatische Folge davon, dass ein Mensch Gottes Liebe erkennt und ist zugleich die Antwort auf diese Liebe. Daran kann man auch sehen, dass jemand die göttliche Liebe auch tatsächlich erkannt hat. Er fängt plötzlich an, neue Prioritäten zu setzen in seinem Leben und zeigt auch anderen diese Liebe Gottes zu ihnen durch ganz praktische tägliche Handlungen der Nächstenliebe und der Vergebung. Denn wir können vergeben, weil Gott uns vergeben hat.

Weiter werden wir vom Heiligen Geist mit einem Siegel versehen. Ein Siegel dient dazu, das Besitzrecht von etwas anzuzeigen. Wer also mit dem Geist Gottes versiegelt ist, darf wissen, dass er ganz und gar Gott gehört und ihn niemand und nichts aus der Hand Gottes reißen kann. Dieses Siegel kann und wird niemand brechen – wer dies wolle, kann es nicht und wer es könnte, will und wird es nicht. Gott versiegelt niemanden „auf Probe“, er kennt diejenigen, die ihm gehören. Doch gibt es in unserem Leben immer wieder Momente, in welchen wir sehr tief stürzen, uns verletzen und kaum noch aufstehen können. Dann haben wir den Heiligen Geist, der uns zusammen mit dem von ihm inspirierten Wort, der Bibel, bezeugt, dass wir Kinder Gottes sind. Paulus sagt im Römerbrief, dass der Geist Gottes zusammen mit unserem Geist dies bezeugt. Unser Geist bezeugt es, indem er Gottes Versprechen und Zusagen in der Bibel liest, und gleichzeitig bestätigt der Heilige Geist in unseren Herzen, dass dieses Zeugnis stimmt und wir wahrhaftig Gottes Kinder sind. Wenn wir das Siegel des Heiligen Geistes haben, so dürfen wir ein für alle Male wissen: Wir sind SEIN, wir sind Teil des Leibes Christi und von Gott Vater schon vor der Grundlegung der Welt erwählt.

Wenn wir in der Gegenwart des Heiligen Geistes (also geistes-gegenwärtig) leben, werden wir auch immer mehr mit den Geistesgaben ausgerüstet. Sie sind aber kein Maßstab für den Status, an dem wir gerade stehen, vielmehr sind sie wertvolle Werkzeuge für den Bau der Gemeinde. Wenn wir in diesen Gaben drin leben, sehen wir zugleich auch, dass wir dadurch noch größere Gewissheit bekommen, dass Gott uns auserwählt hat und gebrauchen möchte. Manche gläubigen Menschen drehen sich so stark um sich selbst und meinen immer, sie müssten Gott etwas beweisen, nämlich dass sie es wert sind, zur Familie Gottes dazu zu gehören. Dadurch verlieren sie alle Freiheit, die sie haben könnten, indem sie sich einfach auf das ein für allemal getane und vollbrachte Erlösungswerk verließen. Wir dürfen vorwärts gehen hin zur Nächstenliebe, zur Ausübung der Gaben in der Gemeinde, zum dynamischen Austausch im Geben und Nehmen innerhalb der Familie Gottes. Alles was wir bekommen, erhalten wir am Fuße des Kreuzes. All dies dürfen wir nehmen und davon weiterverschenken, weitergeben, damit es Gott zur Ehre und zur Vergrößerung der Gemeinde dient.


Bist du dir bewusst, dass du für einen teuren Preis, nämlich das Blut und das Leben des Herrn Jesus, erkauft bist und nun mit dem göttlichen Siegel, dem Heiligen Geist, versiegelt wurdest? Bist du dir bewusst, dass du deshalb alles daran setzen solltest, um deiner Familie, der örtlichen Gemeinde in der du bist, zu dienen und zu helfen? Wo ist dein Platz, an den Gott dich dort gestellt hat? Welches sind deine Gaben? Wie setzt du sie zur Zeit ein? Gibt es welche, die brach liegen und nicht genutzt werden?

1. Korinther 12, 8 - 11

1. Korinther 12, 8 - 11



Griechisch

Deutsch

8 ω μεν γαρ δια του πνευματος διδοται λογος σοφιας αλλω δε λογος γνωσεως κατα το αυτο πνευμα

9 ετερω δε πιστις εν τω αυτω πνευματι αλλω δε χαρισματα ιαματων εν τω αυτω πνευματι

10 αλλω δε ενεργηματα δυναμεων αλλω δε προφητεια αλλω δε διακρισεις πνευματων ετερω δε γενη γλωσσων αλλω δε ερμηνεια γλωσσων

11 παντα δε ταυτα ενεργει το εν και το αυτο πνευμα διαιρουν ιδια εκαστω καθως βουλεται

Dem einen nämlich wird durch den Geist ein Wort der Weisheit gegeben, einem andere aber ein Wort der Erkenntnis nach dem selben Geist

einem anderen aber Glaube in dem selben Geist, einem anderen aber Charismen der Heilungen in dem selben Geist

einem anderen aber Wirkungen der Kräfte, einem anderen aber Prophetie, einem anderen aber Unter-scheidungen der Geister, einem anderen aber Arten von Zungenrede, einem anderen aber Auslegungen der Zungenreden,

alles dies aber wirkt der eine und der selbe Geist, indem er unterscheidet zwischen den Einzelnen, gerade so wie er will.



Auslegung:


In der obigen Übersetzung haben wir eigentlich zwei verschiedene griechische Worte immer mit „einem anderen“ übersetzt. Im Griechischen Text steht überall „allos“, außer bei den Gaben des Glaubens und der Zungenrede, dort steht nämlich „heteros“. Das ist zu auffällig, als ob man einfach darüber hinwegsehen könnte. Wenn man dem Unterschied zwischen den beiden griechischen Wörtern nachgeht, so wird vor allem eines klar: Allos meint einfach den Unterschied zwischen zwei verschiedenen Dingen, während heteros etwas Neues in die Reihe hineinbringt, sowie die beiden Gaben, die mit heteros eingeleitet werden, verknüpft. Wenn man sich so Gedanken darüber macht, was das Neue sein soll, das erstens bei den übrigen Gaben nicht vorkommt, aber die beiden Gaben Glauben und Zungenrede ausmacht, so macht es den Eindruck, dass es sich bei den beiden Gaben um Dinge handelt, die jedem einzelnen Gläubigen grundsätzlich offen stehen. Wenn wir die Apostelgeschichte lesen und sie auch wirklich ernst nehmen und von ihr auch für unsere Zeit zu lernen versuchen, so wird schnell einmal klar, dass eigentlich alle, die gläubig wurden, auch sehr bald begannen, in Zungen zu reden. Natürlich ist das nicht bei jeder einzelnen Bekehrung explizit dazugeschrieben, aber das ist ja auch nicht unbedingt nötig. Es steht oft genug da, dass man wissen darf, dass diese Gabe für alle da ist. Wer nun die späteren Verse aus diesem Kapitel zitieren will, um dies zu widerlegen, dem muss ich entgegenhalten, dass es dort weniger um die Gaben, sondern vielmehr um die Ämter geht. Und nicht jeder hat das Amt, mit der Zungenrede als Amt prophetisch (mit Auslegung) der ganzen Gemeinde zu dienen. Vielmehr soll jeder die Gabe der Zungenrede bekommen, um sich selbst erbauen zu können. Dazu aber später mehr. Bei der Gabe des Glaubens gibt es Ausleger, die sich anmaßen wollen, zwischen zwei verschiedenen Gaben des Glaubens zu unterscheiden: einem rettenden und einem wunderwirkenden Glauben. Dies widerspricht jedoch dem gesamten Zeugnis der Schrift. Der Herr Jesus sagte, dass jemand, der einen Glauben wie ein Senfkorn habe, Berge versetzen könne. Hier müssen wir aufpassen, dass wir nicht zu dem Fehlschluss kommen, dass der Herr nur von der Größe dieses Glaubens sprechen wollte. Das ist zwar auch ein Aspekt, wichtiger ist da aber noch die Beharrlichkeit dieses Glaubens: Wo Senf einmal angebaut war, breitete er sich aus und war kaum noch zu stoppen.


Zunächst nennt Paulus das Wort der Weisheit. Weisheit ist ein zweischneidiges Wort. Menschliche Weisheit nennt die Bibel töricht, weil sie zu beschränkt ist, um den ganzen Horizont zu sehen, den Gott sehen kann. Hingegen ist die Weisheit, die Gott gibt, also das Charisma der Weisheit, etwas sehr Gutes. Diese Weisheit nimmt ihren Anfang in der Gottesfurcht (Spr. 1, 7). Ohne Gottesfurcht gibt es keine wahre Weisheit. Weisheit hat sehr oft auch mit der Gotteserkenntnis zu tun. Im Gebet für die Gemeinde im Brief an die Epheser betet Paulus auch um Weisheit, die dazu führen soll, dass sie Gott noch besser kennen sollen. Das Wort der Weisheit hat damit zu tun, dass man anderen Menschen im richtigen Moment die Erkenntnis und die Furcht Gottes nahe bringen kann.


Das Wort der Erkenntnis erwächst auch mit aus dem Wort der Weisheit. Erkenntnis hat aber noch mehr mit der Offenbarung verborgener Dinge zu tun. Manche Dinge sind auch jetzt noch – obwohl sie bereits in der Schrift offenbart wurden – etwas dunkel und unklar. Mit dem Wort der Erkenntnis ist es jemandem möglich, in eine komplexe Situation einer Gemeinde, einer Familie oder einer Einzelperson hinein zu sprechen und verborgene Dinge offenzulegen. So kann es sich manchmal um bestimmte Sünden im Leben von jemandem handeln, und so wie Achan offenbar wurde, der vom ganzen Gottesvolk Segen und Sieg verhinderte, kann auch ein Wort der Erkenntnis hier Abhilfe schaffen.


Die Gabe des Glaubens ist wie oben bereits kurz angesprochen ein besonders beharrliches Festhalten an etwas, das Gott uns versprochen hat. Oftmals benutzt Gott eine Form des prophetischen Dienstes, um in uns den Glauben so zu stärken, dass wir ein Wunder erwarten und dies beharrlich tun. Diese Art des Glaubens ist jedem zugänglich, der bereit ist, Gott ganz nachzufolgen. Doch ist diese Gabe nicht einfach immer da, sodass jedes Wunder automatisch geschehen muss, nur weil jemand mit diesem Glauben da ist. Es gibt auch Fälle, in denen Menschen denken, sie seien sich gewiss und doch passiert nichts. Oft braucht es Geduld und inneres Absterben des alten Menschen, bis eine Veränderung eintritt.


Charismen der Heilungen. Hier fällt auf, dass zwei mal die Mehrzahl steht: Es sind verschiedene Gaben, die verschiedene Arten von Heilungen betreffen. Wenn ein Christ krank ist, so hat er vier Möglichkeiten, die er nutzen sollte, um wieder gesund zu werden. Das erste ist das eigene ernstliche Gebet um Heilung, vielleicht zusammen mit jemandem aus der Familie oder der Gemeinde. Wenn das nichts hilft, so sollte der Gang zum Arzt oder das Einnehmen bereits vorhandener Medikamente der zweite Schritt sein. Wenn auch hier der Erfolg ausbleibt, sollte er sich überlegen, ob er noch unvergebene Sünde in seinem Leben hat und dann von den Ältesten seiner Gemeinde unter Handauflegung und Ölsalbung über sich beten lassen. Und dann gibt es noch ein Weiteres – nämlich diese Charismen der Heilungen. Es gibt Menschen, die haben eine Gabe der Heilungen für eine bestimmte Krankheit bekommen, andere für mehrere, selten aber für alle. Deshalb sind es ja auch verschiedene Gaben. Es braucht in der Gemeinde verschiedene Gläubige mit diesen Gaben der Heilungen, damit nicht einer das Monopol bekommt und dann zum Ober-guru der Gemeinde mutiert.


Wirkungen der Kräfte sind Gaben zu speziellen Wundertaten wie Totenauferweckung, Austreibungen aller Arten von Dämonen, etc. Diese Gaben sind vor allem auch Menschen nützlich, die das Amt des Evangelisten oder des Apostels ausüben. Ich möchte an dieser Stelle den heutzutage üblichen aber sicher nicht biblischen Unterschied zwischen Evangelisten und Missionaren verwerfen. Missionar kommt vom lateinischen Verb mittere und bedeutet senden, aussenden. Das griechische Verb apostello, von dem Apostel abgeleitet ist, hat dieselbe Bedeutung. Somit ist Missionar und Apostel gleichbedeutend, während ein Evangelist richtigerweise sowohl im Heimatland als auch in der Ferne unter anderen Kulturen das Evangelium verkünden kann und soll.


Die Gabe der Prophetie bezeichnet in erster Linie das Reden Gottes in unsere Zeit hinein. Da wir weiter oben aber schon andere Gaben dieser Kategorie genannt bekommen, muss es sich um eine von diesen unterschiedene Gabe handeln. Das griechische Verb, das hinter dem Propheten steht, ist pro-phemi. Phemi bedeutet reden, etwas (aus-)sagen und pro bedeutet für oder vor jemandem oder etwas. Entweder ist die Prophetie als Überbegriff ein Reden im Namen Gottes oder es ist im speziellen Fall ein Vorher-Sagen bestimmter Ereignisse, Handlungen oder Geschehnissen. Da wie gesagt in dieser gesamten Aufzählung auch das Wort der Weisheit und das Wort der Erkenntnis stehen, welche zum ersteren Fall automatisch dazugehören, muss es sich in unserem Fall um Zweiteres handeln. Ein gutes Beispiel dieser Art von Prophetie findet sich in Apg. 21, als Agabus kommt und Paulus auf seine Gefangenschaft vorbereitet. Auch der Herr Jesus ist ein sehr gutes Vorbild für diese Prophetie: Petrus sagte er voraus, dass dieser ihn verleugnen werde; ihm und auch anderen konnte er ihr Ende beschreiben, nämlich dass sie als Märtyrer in die Geschichte eingehen werden.


Unterscheidungen der Geister. Auch über diese Gabe scheiden sich die Geister. Hier steht die Gabe im Zusammenhang mit der Prophetie. Es geht darum, dass jede Prophetie geprüft werden muss. An die Gemeinde der Thessalonicher schreibt Paulus, dass sie den Geist nicht dämpfen sollen, aber dennoch nicht aufhören, jede Prophetie zu prüfen und das Gute zu behalten. Es ist heutzutage traurigerweise in Mode gekommen, möglichst viele „prophetische Worte“ zu empfangen. Manche Menschen scheinen sich nur dann von Gott geliebt zu fühlen, wenn sie „ein Wort vom Herrn“ bekommen haben. Und auf der anderen Seite gibt es unzähliche umherstreunende „Propheten“, die sich keiner Gemeinde verbindlich anschließen wollen, aber in allen Gemeinden ihr Reden als „Worte von Gott“ anpreisen und oft auch auf Knopfdruck für jeden „etwas zu haben“ scheinen. Und gerade auch weil oft solche Prophetien eine bestimmte Veränderung des Lebens entweder voraussagen oder voraussetzen, ist es wichtig, dass sie geprüft werden. Wenn wir also, sobald wir eine solche Prophetie bekommen haben, solange wir noch unsicher sind, ob sie a. in all ihren Details wirklich stimmt und von Gott ist und b. ob sie wirklich für uns bestimmt war, dann zu jemandem gehen, der diese Gabe der Unterscheidung hat, kann der uns helfen und mit uns zusammen vor Gott die Prophetie prüfen. Sinnvoll ist es auch, wenn jemand von den Ältesten diese Gabe hat.


Die Arten von Zungenrede sind die zweite Gabe, die mit heteros statt allos eingeführt wird. Wir haben gesehen, dass sie demnach eine Gabe ist, die für alle offen ist. Sie ist, wie wir später noch im Detail sehen werden, in verschiedenen Formen als Gabe vorhanden. An dieser Stelle möchte ich nur eine kurze Liste machen von allem Wichtigen, was wir über diese Gabe wissen:

-Es gibt Menschen- und Engelssprachen

-Es gibt eine Form, in der wir uns selbst auferbauen

-Es gibt eine Form, in der wir durch eine Auslegung andere in der Gemeinde erbauen

-Es gibt eine Form, in der wir zu Menschen anderer Sprachen verständlich reden

-Es gibt auch ein Singen in Zungenrede (bzw. Zungengesang)

Es ist mir bewusst, dass diese Aussagen für viele umstritten sind. Doch alles hat seinen Platz, deshalb werden all jene Argumente an ihrem eigenen Platz diskutiert und belegt oder entkräftet.


Auslegungen von Zungenrede ist in erster Linie eben NICHT eine Übersetzung einer fremden Sprache, denn es ist eine Geistesgabe, so wie auch lehren, predigen, Prophetie etc. Geistesgaben sind, also damit vom Geist Gottes direkt inspiriert. Diese Form der Zungenrede ist auch prophetisch, wenn sie zusammen mit Auslegung in der Versammlung getätigt wird. Nun kann es vorkommen, dass zwei verschiedene Ausleger dieselbe Zungenrede unterschiedlich auslegen. Das liegt in einer gewissen Freiheit des Geistes begründet. Sie können soweit unterschiedlich sein, wie der Sprachschatz verschiedene Bedeutungen haben kann. Das griechische Wort Pistis bedeutet zum Beispiel zugleich Glaube und Treue, also zwei Dinge, die für uns ziemlich verschiedenes bedeuten. Außerdem kann eine Auslegung sehr wörtlich sein und die andere eher umschreibend. Somit ergibt sich ein gewisser Spielraum für die Auslegung, der aber doch vom Gesamtinhalt an das Ausgesprochene gebunden ist.


Paulus ist hier ganz besonders wichtig, zu betonen, dass es der Geist Gottes ist, der all das wirkt. Nichts von alledem kann mit dem Verstand erfasst werden, denn der Geist geht uns über den Verstand. Und der Geist gibt nach seinem eigenen Wohlgefallen. Wir dürfen ihn aber auch darum bitten, uns für bestimmte Situationen mit den richtigen Gaben auszurüsten. Nach den Gaben zu streben heißt immer auch, darum zu bitten und nicht einfach abzuwarten, ob es ihm vielleicht irgendwann zufällig mal gefällt, uns zu gebrauchen. Wer nämlich so denkt, wird zumeist warten bis er schwarz wird...

Sonntag, 23. Januar 2011

1. Korinther 12, 4 - 7

1. Korinther 12, 4 - 7



Griechisch

Deutsch

4 διαιρεσεις δε χαρισματων εισιν το δε αυτο πνευμα

5 και διαιρεσεις διακονιων εισιν και ο αυτος κυριος

6 και διαιρεσεις ενεργηματων εισιν ο δε αυτος εστιν θεος ο ενεργων τα παντα εν πασιν

7 εκαστω δε διδοται η φανερωσις του πνευματος προς το συμφερον

Es gibt aber Unterschiede bezüglich der Geistesgaben, aber es ist derselbe Geist

und es gibt Unterschiede bezüglich der Dienste, und ist (doch) derselbe Herr

und es gibt Unterschiede bezüglich der Kraftwirkungen, es ist aber der eine Gott, der alles in allen wirkt.

Jedem aber wird gegeben die Manifestation des Geistes für den gemeinsamen Nutzen.



Auslegung:


Damit wir den Abschnitt richtig verstehen können, möchte ich zuerst den roten Faden heraus-arbeiten, der sich durch diese Verse hindurchzieht. Es geht Paulus hier in aller erster Linie noch nicht um die genauen Unterschiede, die hier vorliegen. Vielmehr möchte er aufzeigen, dass Gott eine wahre Vielfalt an Gaben, Diensten und sonstigen Wirkungen in der Gemeinde möchte, und dass diese alle, gerade weil der eine Gott sie schenkt, eben kein Chaos bewirken sollen, sondern eine freiheitliche, von Gott gelenkte Ordnung. Gott stellt jeden in der Gemeinde an seinen speziellen, für ihn vorgesehenen Platz. Schon wenn wir das erste Wort im griechischen Text betrachten, wird das deutlich: dihairesis (Unterschiede) ist eine zusammengesetzte Form von hairesis (das Fremdwort Häresie kommt davon). Hairesis bedeutet Spaltung, Teilung und Paulus benutzt das Wort im Kapitel 11, Vers 19 um von den Parteiungen oder Spaltungen zu sprechen, die es in der Gemeinde gab. Dihairesis bedeutet dann ungefähr Aufspaltung oder Durchtrennung und bedeutet so viel wie Unterschied. Ansonsten benutzt Paulus immer andere Worte, um von den Unterschieden zu sprechen, hier ist die Verwendung ganz offensichtlich mit Absicht so gewählt. Die Korinther haben den Brief schließlich am Stück auf Griechisch vorgelesen bekommen, da fiel ihnen diese Verwendung bestimmt auf. Paulus tadelt sie zuerst wegen den Spaltungen, die sie verursacht hatten und zeigt hier auf, dass es dann keine Spaltungen gibt, wenn alles in der göttlichen Ordnung abläuft.


Paulus spricht hier immer davon, dass ein und derselbe Gott all die Manifestationen wirkt, benutzt aber in den Versen die drei Personen der Dreieinigkeit: in Vers 4 Gott Heiliger Geist, in Vers 5 Gott Sohn (der Herr Jesus) und in Vers 6 Gott (der Vater). Damit streicht er einmal mehr die Bedeutung der Lehre von der göttlichen Dreieinigkeit hervor. Auch die Manifestationen werden in drei unterschiedliche Teile aufgeteilt. Wir müssen aufgrund anderer Gabenlisten davon ausgehen, dass er sie folgendermaßen aufteilte:


Vers 4: Charismata, damit meint er wahrscheinlich die Sprachgaben (Zungenrede, Prophetie, Lehre, Predigt, Wort der Weisheit, Wort der Erkenntnis, Wort der Ermahnung, etc.)

Vers 5: Diakonia, das sind wohltätige Handlungsgaben (Barmherzigkeit, freudiges Geben, Gastfreundschaft, sonstige administrative und organisatorische Gaben)

Vers 6: Energemata, das sind speziell sichtbare Kraftwirkungen (Heilung, Totenauferweckung, bergeversetzender Glaube, Dämonenaustreibung, andere Zeichen- und Wundertaten)


Wir sehen also, dass das ganze Spektrum der Gaben hier drin schon vorhanden ist. Die Liste ist natürlich nicht vollständig, wer möchte, darf mir gerne noch Ergänzungen zukommen lassen. Etwas anderes ist es jetzt mit den Ämtern (ich möchte sie mal so nennen, um eine Verwechslung mit dem hiesigen Begriff „Dienst“ zu vermeiden). Es gibt verschiedene Ämter, von welchen die Bibel spricht. Ein Amt ist das des Hirten, des Evangelisten, des Propheten, etc. In ein Amt hinein kommt man durch eine Einsetzung durch die örtliche Gemeinde. Jedes Amt erfordert eine bestimmte Gabenkonstellation, zum Beispiel sollte ein Lobpreisleiter ein gewisses Verständnis von Musik haben, aber auch die Gabe der Leitung und wenn möglich noch irgend eine Form der Prophetie ausüben. Oder der Hirte braucht die Gabe der Lehre und der Leitung, und wenn möglich auch eine Form der Prophetie. Für die Seelsorge, das apostolische Amt, die Evangelisation, und so weiter, braucht jedes Amt ihre spezielle Zusammensetzung aus den verschiedenen Gaben, die wir hier aufgezählt haben.


Im Vers 7 betont Paulus ganz deutlich, dass die Gabennicht dem Begabten, sondern der örtlichen Gemeinde gehören. Sie sind dazu bestimmt, der gesamten Ortsgemeinde zu dienen, in welcher sie ausgeübt werden. Wenn wir beginnen, unsere Geistesgaben für unsere eigene Ehre zu missbrauchen, werden sie von unserer fleischlichen Haltung verunreinigt. Oft lässt Gott dann zu, dass wir dann trotz besten Willens mehr von unseren menschlichen Gedanken und Gefühlen reinstecken als es dann wirklich Gottes Wort und Wirken ist.


Eine wichtige Frage möchte ich hier schon ein wenig vorwegnehmen, nämlich ob diese Gaben oder irgend ein Teil von ihnen, bereits aufgehört haben sollen. Solches nämlich wird immer wieder gefragt. Wenn dem nämlich so wäre, würde es keinen Sinn machen, diese Verse überhaupt so detailliert zu betrachten. Wenn man die gesamte Kirchengeschichte betrachtet, könnte man auf den ersten Blick tatsächlich vermuten, dass so etwas geschehen ist. In der Zeit nämlich, als der christliche Glaube nach und nach legalisiert wurde, ist auch zugleich eine große Spaltung oder Aufteilung der gesamten Christenheit geschehen. Ich meine damit nicht das Ost-West-Schisma, das war erst später. Worauf ich hinaus will, ist die Spaltung zwischen (gelehrten) kirchlichen Amtsträgern und dem restlichen Volk, den sogenannten Laien. Waren die Gottesdienste zu Beginn der Gemeinde noch sehr lebendig und von einer Gemeinschaft geprägt, in welcher jeder allen dienen durfte, bestand dieses Dienen und Empfangen bald nur noch zwischen dem Amtsträger, der predigte, beseelsorgerte und das Herrenmahl austeilte und dem Volk, das seinen Dienst noch durch steuerliche Abgaben tun durfte. Je mehr die Ausübung der Ämter auf einen sehr geringen Teil der Gemeinde beschränkt wurde, desto weniger Gaben wurden sichtbar. Die Gabe der Heilung wurde bald nur noch durch vereinzelte Mönche ausgeübt. Nicht etwa deshalb, weil sie verschwunden wäre, sondern weil nur noch eine sehr kleine Oberschicht der Gläubigen das Anrecht bekamen, überhaupt irgendwelche Gaben auszuüben.


Wir werden im Verlaufe der weiteren Ausführungen noch mehr Argumente näher betrachten müssen. Der kirchengeschichtliche Aspekt wäre nun kurz angesprochen. Die gesamte Kirchengeschichte zeigt immer wieder in erwecklichen Aufbrüchen die Suche der Menschen nach der Geistesfülle, nach der Vollmacht und damit auch nach der Fülle der Gaben. Es gibt Gaben, welche auf die Zeit der Gemeinde beschränkt sind, doch die Zeit der Gemeinde dauert vom ersten Pfingsten bis zur Entrückung der gesamten Gemeinde. Bis zu dem einen Moment, der noch unmöglich eingetroffen sein kann, sind alle Charismata den örtlichen Gemeinden übergeben und anvertraut. Gott möchte, dass wir sie allesamt gebrauchen und keine einzige von ihnen verschmähen. Sie alle sind Hilfsmittel von Gott, um unseren Auftrag als Gemeinde auszuführen. Natürlich lässt sich der Auftrag, einen Nagel in die Wand zu schlagen, auch mit Hilfe einer Zange ausführen. Dies ist jedoch viel anstrengender, zeitaufwändiger und dadurch auch ein Schwachsinn. So hat jede Gabe und jedes Amt seinen Platz, seinen Auftrag und seine Möglichkeiten und Grenzen. Je mehr sich die Gemeinde davon überzeugen lässt, dass sie alle Gaben in dynamischer Zusammenarbeit braucht, so wie man um ein Haus zu bauen auch eine ganze Fülle an Werkzeugen braucht, desto mehr wird Gott sie mit dieser Fülle der Gaben segnen und vermehren.


Leider haben wir uns damit abgefunden, dass viele unserer Gemeinden nicht mehr wachsen, andere kleiner werden und manche sich spalten. Wir versuchen das dann mit ein paar Bibelstellen, die wir uns dafür zurechtbiegen, um unsere Unfähigkeit zum Wachstum zu entschuldigen. Dahinter steckt reiner Pragmatismus, der denkt: Alles, was die Gemeinde braucht, um richtig zu funktionieren, können wir von Managern und Psychologieprofessoren lernen. Wir sehen plötzlich nicht mehr, dass geistliches aber auch zahlenmäßiges Wachstum im Willen Gottes für unsere Gemeinde ist. Dass eine Gemeinde kleiner wird oder sich spaltet, das ist die Schuld von Menschen, nicht aber von Gott. Und über diese Haltung, nämlich dass Gott in der heutigen Zeit kein Wachstum mehr möchte, müssen wir Buße tun. Als nächsten Schritt müssen wir uns anhand der Bibel überlegen, was unserer Gemeinde fehlt. In der Apostelgeschichte haben wir ein schönes, gutes und nachahmenswertes Vorbild für gesunde, wachsende Gemeinden. Dazu waren aber verschiedene übernatürliche Gaben (zum Beispiel Zeichen und Wunder, Heilung, Prophetie, Dämonenaustreibung) notwendig. Diese stehen auch uns zur Verfügung, wenn wir uns nach ihnen sehnen und streben. Und wenn eines Tages dieses dynamische Zusammenspiel der Gaben vorhanden ist, wird auch spätenstens dann das Wachstum nicht mehr länger auf sich warten lassen.

Freitag, 21. Januar 2011

1. Korinther 12, 1 - 3

Griechischer Text

Deutsche Übersetzung

1 Περὶ δὲ τῶν πνευματικῶν, ἀδελφοί, οὐ θέλω ὑμᾶς ἀγνοεῖν.

2 Οἴδατε ὅτι ὅτε ἔθνη ἦτε πρὸς τὰ εἴδωλα τὰ ἄφωνα ὡς ἂν ἤγεσθε ἀπαγόμενοι.


3 διὸ γνωρίζω ὑμῖν ὅτι οὐδεὶς ἐν πνεύματι θεοῦ λαλῶν λέγει· Ἀνάθεμα Ἰησοῦς, καὶ οὐδεὶς δύναται εἰπεῖν· Κύριος Ἰησοῦς, εἰ μὴ ἐν πνεύματι ἁγίῳ

Bezüglich der geistlichen (Dinge), Brüder, will ich nicht, dass ihr unwissend seid.

Ihr wisst, dass ihr, als ihr Heiden wart, (immerzu) zu den stimmlosen Götzenbildern getrieben wurdet, als ihr weggetrieben wurdet.

Deshalb lasse ich euch wissen, dass niemand, im Geist Gottes sagt, dass Jesus verflucht sei und niemand kann sagen: Jesus ist Herr, außer im Heiligen Geist. (1. Korinther 12, 1 - 3)




Auslegung


Zunächst halten wir fest: Paulus ist gerade dabei, Fragen zu beantworten, die ihm die Korinther (oder zumindest vereinzelte von ihnen) gestellt hatten.


Paulus beginnt das Kapitel (eigentlich die Kapitel 12 – 14, die alle zusammen eine feste Einheit bilden) mit den Worten: Über die geistlichen (Dinge). Wörtlich steht da nur „über die Geistlichen“ (aber es geht ganz bestimmt nicht um Pfarrer oder Pastoren oder so...).


Es gab in Korinth eine bestimmte Gruppe, die eine Speziallehre angenommen haben. Wir haben aus dieser allerersten Zeit leider keine genauen Dokumente aber schon von wenigen Jahrzehnten später liegen uns die Schriften einer solchen Sekte vor. Diese hat die Menschen in drei Klassen eingeteilt: Normale Menschen, die waren und blieben unerrettet. Dann gab es die Psychiker, die waren gläubig, aber konnten trotzdem Gott nicht erkennen. Und schlussendlich noch die Pneumatiker, die einzigen, welche imstande waren, Gott zu erkennen. Sie waren dazu vorherbestimmt, Pneumatiker zu sein, und deshalb durften sie tun was immer sie wollten, es konnte ihnen nichts anhaben. Vermutlich haben wir hier in Korinth eine Vorgängergruppe von dieser Sekte. Paulus brauch hier nämlich das Wort Pneumatika für Geistesgaben, an allen anderen Stellen verwendet er sonst immer Charismata. Das scheint deshalb ein Hinweis zu sein, dass sich diese korinthische Sondergruppe schon als Pneumatiker bezeichneten.


Paulus will nicht, dass sie unwissend bleiben. Das griechische Wort Gnosis wurde von genau den oben genannten Sondergruppen gebraucht, um ihre Form der Gotteserkenntnis zu bezeichnen. „aginoskein“, also „unwissend sein“ ist somit für diese Gruppierung, die Paulus an der Stelle speziell ansprechen möchte, das Gegenteil von Gotteserkenntnis haben. Paulus fordert sie also heraus: Dann, wenn sie mit dem Nachfolgenden, nämlich diesen drei Kapiteln des Briefes, einverstanden sind, dann zählen sie zu denjenigen, die wirklich Gott erkennen und den Begriff Pneumatiker (also Geistbegabte) auf sich selbst anwenden dürfen. Interessanterweise kommt Paulus am Ende dieser Kapitel, nämlich in 14,37 noch einmal darauf zu sprechen: „Wenn jemand glaubt, ein Prophet zu sein oder geistlich, der erkenne, daß die Dinge, die ich euch schreibe, Gebote des Herrn sind.“


Im zweiten Vers kommt Paulus auf zwei interessante Punkte zu sprechen: In der Zeit, bevor die Korinther sich bekehrt haben, waren sie Götzendiener. Sie haben falsche Götzen angebetet. Das tun auch heute alle Ungläubigen (und zuweilen auch Gläubige...) indem sie den Menschenverstand, ihre Triebbefriedigung, ihren Geldbeutel, das Auto, die Ehre vor den Menschen und manch anderes an die Stelle setzen, die einzig und allein Gott gehört. Die Götzen, die sie anbeteten, waren stimmlos und eigentlich auch leblos. Doch es gab eine Kraft, die sie zu diesen Götzen trieb. Das war die Kraft der Sünde und des menschlichen Fleisches. Indem sie nun zuließen, dass diese Kraft sie gewaltsam zu diesen Götzen trieb, wurden sie von Gott weggetrieben. Sie verfinsterten sich selbst ihren Verstand, indem sie mit sich geschehen ließen, wie ihnen ihr Fleisch gerade tun hieß. Das ist ein erster Unterschied zwischen dem Heiligen Geist und anderen Geistern: Der Heilige Geist zwingt niemanden zu irgend etwas. Alles, was er an uns tut, lässt er uns frei-willig, also mit unserem bewussten Willen, tun.


Im dritten Vers kommt er noch einmal auf die Gotteserkenntnis zu sprechen, indem er ungefähr so formuliert: Aus diesem Grund mache ich euch wissend; oder: gebe ich euch die Gotteserkenntnis, nämlich dass man noch an mehr Merkmalen herausfinden kann, ob jemand wirklich aus dem Geist Gottes heraus spricht oder nicht. Das erste Merkmal war: Der Geist Gottes zwingt niemanden gegen seinen Willen. Das zweite Merkmal ist: Wer im Heiligen Geist redet, kann niemals Jesus verfluchen. Es ist nicht ganz einfach, zu wissen, worauf sich das genau bezieht. Es wäre zu einfach zu sagen, dass es nur darum ginge, dass niemand in einer echten prophetischen Botschaft oder einer Zungenrede tatsächlich einen solchen Fluch aussprechen könne. Wenn man die Bibel gründlich studiert und nach dem „verflucht sei...“ sucht, so stößt man auf das erste Kapitel des Galaterbriefes. Dort schreibt Paulus nämlich, dass jeder, er sei ein Mensch oder Engel oder was auch immer, der ein anderes Evangelium verkündet als das eine Evangelium von Jesus Christus, der als wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich auf die Erde kam und für unsere Sünden starb, der sei verflucht. Etwas weiter gesucht, stößt man im ersten Johannesbrief im vierten Kapitel, dass man die Echtheit einer Geistesgabe daran erkennen kann, dass derjenige, der sie ausübt, davon überzeugt ist, dass Gott im Herrn Jesus wirklich „ins Fleisch hinein“ gekommen ist.


Auch hier haben wir wiederum einen Hinweis auf diese Lehre von den Psychikern und Pneumatikern. Diejenigen, die nämlich diese Lehre vertraten, die haben sich folgendes einfallen lassen: Sie sagen, dass am Menschen nur der Geist gut ist und der Körper und die Seele sind schlecht, der Mensch ist in seinem Körper wie in ein Gefängnis hinein gebannt und gefangen, und nur der Geist (Pneuma) ist das Gute am Menschen. Und die haben dann auch gesagt, dass Gott in Jesus nicht wirklich in menschliches Fleisch hineinkommen konnte, sondern nur einen Scheinleib trug (so etwas, was so aussieht wie ein menschlicher Körper aber keiner ist). Somit kann also nur derjenige aus Gottes Geist heraus reden, der sagt, dass der Herr Jesus wirklich Gott und wirklich Mensch war.


Das Gleiche kommt in dem Vers noch ein zweites Mal vor. Niemand kann sagen Kyrios Jesus außer im Heiligen Geist. Kyrios ist die griechische Übersetzung des Gottesnamens Jahwe. Somit kann man ferner erkennen, ob jemand im Heiligen Geist spricht, wenn er davon überzeugt ist, dass Jesus wirklich Jahwe, der Gott des Alten Testaments, der Schöpfergott, ist. Ein weiterer Hinweis auf diese christliche Sekte: Die behauptete nämlich, dass der Schöpfergott (Demiurg genannt) ein böser Gott ist, weil er den menschlichen Geist (das Pneuma) in die bösen Körpergefängnisse hineingesteckt hat. Und dann sagten sie, dass Jesus gekommen ist, um diesen Schöpfergott zu besiegen, indem er uns sagte, wie wir uns aus diesem Gefängnis heraus befreien können. Dazu braucht man dann eben diese Erkenntnis, wie das geht. Das ist dann eine ziemlich okkulte Geschichte mit ekstatischem Herumgetanze bis man das Bewusstsein verliert und ähnlichem mehr.

Der Ratschluss in Jesus Christus

Der Ratschluss in Jesus Christus

In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade, die er gegen uns überfließen ließ in aller Weisheit und Einsicht; er tat uns das Geheimnis seines Willens kund, gemäß seinem wohlwollenden Ratschluß, den er gefaßt hat in ihm, damit es ausgeführt würde in der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zu bringen in Christus, was im Himmel und was auf Erden ist, in ihm. (Epheser 1, 7 - 10)

In ihm, das ist der Herr Jesus, haben wir die Erlösung. Ach, welch wunderbares Wort ist dies. Auch hier gilt das wiederum für diejenigen, die in ihm sind, die in seiner Gemeinde sind, der ja sein Leib ist und er das Haupt. In Christus haben wir die Erlösung. Wir halten sie fest in den Händen, so wie man im Kriege ein Schwert festhält, um den Sieg zu erringen. Wir halten sie fest in dem Wissen, dass niemand sie uns wegnehmen kann. Die Erlösung ist eigentlich das Loskaufgeld, mit dem ein Sklave freigekauft wurde. Hier dürfen wir nicht dem Gedanken verfallen, dass wir vielleicht von Satan hätten losgekauft werden müssen, also dass das Loskaufgeld an Satan gegangen wäre. Nein, auch wenn das eine leider weit verbreitete und uralte Irrlehre ist, diese müssen wir standhaft abweisen. Wir wurden von der Sünde freigekauft, nicht aber vom Bösen. Einstmals waren wir als Sklaven unter die Sünde verkauft, aus diesem Grund kann ein Ungläubiger auch nichts anderes tun als sündigen. Seine Werke können noch tausendmal fromm, gut und gläubig aussehen, aber es sind immer Werke des Fleisches, die er aus eigener Kraft zu tun versucht, und deshalb sind sie vor Gott nichts anderes als Sünde. Im Glauben an den Herrn Jesus werden wir von dieser totalen, absoluten Verderbtheit herausgerissen und von diesem Moment an sieht Gott uns als vollkommen gerecht, weil wir die Gerechtigkeit zugesprochen bekommen, die der Herr Jesus durch sein sündloses Leben verdient hat.

Diesen Tausch am Kreuz nennt die Bibel Sühne oder Versöhnung: Die Gerechtigkeit des Herrn Jesus wird auf uns übertragen, und gleichzeitig wird unsere Sündhaftigkeit auf ihn übertragen, und er hat mit seinem Blut die Schuld all dieser Sünden im Voraus schon bezahlt. Wir sind am Kreuz mit Gott versöhnt worden, wir, die einstmals seine Feinde waren, sind durch das Blut des Herrn Jesus losgekauft und mit Gott versöhnt, und somit können wir wieder mit Gott im Frieden leben. Gottes Gnade ist überfließend groß und wunderbar, und das ist notwendig, denn sonst würde wohl keiner von uns allen wirklich gerettet sein und bleiben. Deshalb ist diese überfließende Gnade ein Werk der Weisheit und Einsicht Gottes: Der Preis, der bezahlt wurde, ist groß genug, um nicht nur unsere vergangenen Sünden zu bezahlen, sondern auch diejenigen, die wir noch tun werden. Das ist der Grund, weshalb wir Christen in der wahren Freiheit leben dürfen, in der Freiheit, die Gott für uns geschaffen hat. So gibt es immer wieder Situationen, in denen wir eine ganz schwere Entscheidung zu treffen haben, und dann denken wir: Egal wie ich handle, immer verstoße ich gegen Gottes Gebote. Nehmen wir mal an, da ist ein Ehepaar, bei welchem die Frau gläubig ist und der Mann nicht. Er schlägt sie und die Kinder immer mal wieder, sie sehnt sich danach, wegzulaufen. Sie weiß, dass Gott die Scheidung hasst und sich wünscht, dass ihr Mann sich auch bekehrt. Sie weiß aber auch, dass sie und ihre Kinder seit langem darunter leiden. Egal was sie tut, immer sieht es nach dem Falschen aus. In diesem Fall darf sie eine Entscheidung innerhalb dieser Freiheit treffen und wissen: Ich muss die Folgen dieser Entscheidung tragen, und ich will sie tragen, aber Gott gibt mir die Freiheit, richtig zu handeln. Entweder sie entscheidet sich zu bleiben um ihres Mannes willen und erträgt als Folge davon auch die Schläge und die traurigen Gesichter der Kinder oder sie entscheidet sich zur Scheidung und trägt die Folgen, indem sie den Rest ihres Lebens allein bleibt.

Mit seinem Tod am Kreuz hat der Herr Jesus auch die Grundlage dafür geschaffen, dass nämlich das, was bis zu dem Zeitpunkt, als Paulus diesen Brief geschrieben hatte, ein Geheimnis war. Zwar hatte auch Jesus selbst immer mal wieder davon gesprochen, aber die ganzen Zusammenhänge sind eigentlich erst durch das Wort des Paulus in diesem Brief wirklich verständlich geworden. Da wir jetzt die ganze Bibel haben, alle Bücher von 1. Mose bis zur Offenbarung, sind uns eigentlich alle Geheimnisse offengelegt. Es ist notwendig, dass wir den Herrn um die richtige Weisheit bitten und auch um die Gabe der Prophetie, die uns hilft, all diese Zusammenhänge der ganzen Bibel noch besser zu verstehen. Das Geheimnis, das uns Paulus an dieser Stelle offenbart, also offenlegt, ist folgendes: In der Fülle der Zeiten, dann nämlich, wenn eine nächste Zeitepoche anbricht und die Zeit der Gemeinde durch die Entrückung vollendet ist, dann wird alles im Himmel und auf Erden unter eine Regierungsgewalt zusammengefasst. Hier spricht Paulus eindeutig von den letzten Dingen, die auf der Erde geschehen werden. Die Fülle der Zeiten hat immer mit dem Kommen Jesu zu tun. Sie war schon einmal, nämlich dann, als der Herr Jesus als Kind in Bethlehem zur Welt kam. Auch dieses Ereignis nennt Paulus in Galater 4,4 die Fülle der Zeiten. Dort ist von dieser Fülle in der Vergangenheit die Rede (die Zeitform des Verbs deutet auch darauf hin). Hier hingegen ist in der Zeitform der Zukunft die Rede von der Fülle der Zeiten, somit geht es um die Wiederkunft Jesu, die noch aussteht.

Bei dieser Wiederkunft wird der Herr Jesus nämlich als uneingeschränkter Sieger und König wieder auf die Erde kommen. Dann wird das geschehen, was in unserem Text steht, nämlich dass alles, was in den Himmeln und auf Erden ist, unter ein einziges Haupt zusammengefasst sein wird. Welch ein Aufatmen der gesamten Schöpfung wird es da geben. Jetzt zwar ist das, was im Himmel ist, bereits unter seiner Hauptschaft, aber die Erde ist immer noch unter den Fürsten dieser Weltzeit versklavt. Satan hält die Stricke in der Hand und lässt die Menschen, die unter seinem Joch leben, nach seinem Belieben tanzen. Seine Marionetten können nichts anderes tun als das was er von ihnen will. Sie haben absolut keine freie Entscheidungsmöglichkeit, zu Gott gehören zu wollen, solange sie unter dieser schrecklichen Herrschaft gefangen sind. Erst durch die Bekehrung und Wiedergeburt, die Gott an uns vollbringt, entsteht die Freiheit, durch die jemand für Gott leben will und kann. O welch ein Leben muss dies dann sein, wenn man nicht mehr in dem Maße hin- und hergerissen ist zwischen dem göttlichen, absolut perfekten Willen und einer korrupten, von Satan gelenkten Regierung, Wirtschaft, etc. Noch wird es zwar auch im tausend-jährigen Reich die Möglichkeit zu Sünde und Tod geben, aber um wie vieles eingeschränkt! Menschen können wiederum mehrere hundert Jahre alt werden und die Tiere werden im Frieden leben. Welch ein Segen!

Das also ist der gute Wille Gottes: Dass wir erlöst und mit Gott versöhnt werden durch das Blut unseres Herrn Jesus Christus, dass wir dadurch zur christlichen Freiheit berufen sind, in der wir uns entscheiden müssen, aber auch die Folgen unserer Entscheidungen tragen, und dass durch die Kreuzestat des Herrn Jesus das irdische Reich Satans zerstört wurde und bei der Wiederkunft mit dem himmlischen Reich Gottes vereint werden soll, damit alles unter ein Haupt ohne innere Widersprüche und Dilemmas zusammengefasst werden soll.

Wo stehen in deinem Leben Entscheidungen an, die du treffen musst, und du das Gefühl hast, dass es dafür keine befriedigende Lösung gibt? Schreib dir die Möglichkeiten am besten mal auf und dazu auch die Konsequenzen, die sich daraus jeweils ergeben. Die Entscheidung liegt bei dir, nicht bei Gott. Diese darfst du nicht abschieben. Aber triff deine Entscheidung wohl überlegt. Und wo du schon unüberlegte Entscheidungen getroffen hast – auch dort müssen wir lernen, mit den Folgen davon klarzukommen.

Donnerstag, 20. Januar 2011

Auserwählt vor Grundlegung der Erde

Auserwählt vor Grundlegung der Erde


Wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und tadellos wären vor ihm; und aus Liebe hat er uns vorherbestimmt zur Kindschaft gegen ihn selbst, durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, mit welcher er uns begnadigt hat in dem Geliebten (Epheser 1, 4 - 6)


Wir haben in den Versen 3 bis 14 nicht nur einen einzigen Satz im Griechischen und nicht nur einen wunderschönen Lobpreis von Paulus, sondern auch einen sehr deutlichen Hinweis auf die Dreieinigkeit Gottes: in den Versen 3 bis 6 geht es um den Willen von Gott dem Vater, in den Versen 7 bis 10 um die Ausführung dieses Willens durch Gott den Sohn und in den Versen 11 bis 14 um die Anwendung dieses göttlichen Willens auf uns Menschen durch Gott den Heiligen Geist. Die göttliche Dreieinigkeit aus Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist besteht aus drei einzelnen Personen, die zusammen aber nur ein einziger Gott sind. Jede der drei Personen hat ein eigenes Wesen, Gedanken, Gefühle und einen Willen, doch dies in einer wunderbaren Einheit. Sie kommunizieren miteinander und haben die Aufgaben verschieden unter sich aufgeteilt. In diesem Lobgesang des Paulus bekommen wir einen wunderbaren Einblick in diese Aufgabenteilung.

Gott Vater hat uns auserwählt, und zwar vor Grundlegung der Welt. Dies ist nicht dazu gedacht, um sich über die Lehre vom freien oder unfreien Willen zu streiten, denn das brauchen wir nicht. Es geht darum, dass wir wissen sollen, dass wir nach Gottes Plan auserwählt sind und uns deshalb nichts aus Gottes Plan herausreißen kann. Manchmal treffe ich Christen an, die glauben, sie hätten eine unvergebbare Sünde begangen. In diesem Fall dürfen wir ihnen sagen: Das kann nicht sein, denn für alle deine Sünden ist der Herr Jesus gestorben, denn du bist schon seit langem, nämlich schon bevor Gott die Welt geschaffen hat, ein Teil von Gottes wunderbarem Plan. Das ist die Lehre von der Erwählung. Gottes Plan und Erwählung ist eine persönliche Sache, nicht etwas, was Gott egal ist, nein, sonst hätte er niemals sein Allerliebstes, nämlich seinen einzigen, erstgeborenen Sohn dafür hingegeben, damit wir wieder mit ihm in Verbindung kommen können.

Auserwählung hat ein Ziel. Wenn du in der Küche den Dampfkochtopf „auserwählst“ und aus dem Schrank nimmst, dann willst du jedenfalls keine Spiegeleier machen. Genauso bezweckt auch Gott ein Ziel mit der Auserwählung der Menschen, die gerettet werden. Dieses Ziel kann mit Paulus' Worten zusammengefasst werden: Damit wir heilig und tadellos wären vor ihm. Heilig und tadellos sind zwei Worte, die eigentlich dasselbe bedeuten in unseren Augen. Durch die Wiederholung möchte Paulus betonen, wie sehr wir heilig und tadellos sein sollen. Heilig bedeutet in unserem Falle ausgesondert für den Dienst an Gott. So, wie im Alten Testament im Volk Israel die Priester für den Gottesdienst „heilig“, also ausgesondert, waren, so sind es heute alle, die an den Herrn Jesus glauben. So, wie die Priester in Israel keine Menschenleichen berühren durften, um rein zu bleiben, so dürfen auch wir uns nicht mit sündigem Verhalten verunreinigen, sondern sollen heilig und tadellos sein. Und wenn doch einmal etwas passiert, so dürfen wir wissen, dass die Strafe dafür bereits bezahlt wurde. Wir können jederzeit Vergebung erlangen. Hier ist der wesentliche Unterschied: Der damalige Priester musste eine bestimmte Zeit von seinem Dienst dispensiert bleiben und ein Reinigungsritual durchführen, während wir heute die Vergebung durch das Bekennen der Sünden und das erneute glaubende Annehmen der Erlösung bekommen.

Gott Vater hat uns auch vorherbestimmt zur Kindschaft, genauer gesagt: Zur Adoption. Durch Glauben an die vollbrachte Erlösung werden wir von unserer alten Kindschaft (Kinder des Teufels, vgl. Joh. 8, 44) in die Familie Gottes aufgenommen. Als Kinder Gottes haben wir viele neue Dinge bekommen, die man in drei Kategorien einteilen kann:

Erstens den Zugang zum Vater im Gebet. Wir dürfen jederzeit im Gebet zu Gott gehen und mit ihm reden. Wenn wir daran denken, dass Gott der König über alle Welt ist, so ist das wirklich erstaunlich. Bei einem König muss man doch ein Gesuch um eine Audienz stellen, um zu ihm zu gelangen. Aber als seine Kinder dürfen wir zu jeder Zeit zu seinem Thron kommen und mit ihm reden. Er hat immer Zeit für uns und ist nie unwillig.

Zweitens einen neuen Wert. Da Jesus Christus für uns gestorben ist, und Gott somit alles gegeben hat, was er geben kann, haben wir als seine Kinder einen ganz neuen Wert bekommen. Nämlich: Unbezahlbar wertvoll. Teuer erkauft mit dem wunderbaren Blut Christi. Rein gemacht für Gott.

Drittens ein überreiches Erbe, da wir als Miterben mit Christus Zugang haben zu allem, was dem Herrn Jesus gehört. Deshalb schreibt Paulus auch im Brief an die Römer die rhetorische Frage, die uns die Gewissheit gibt, dass Gott Vater, der ja seinen Sohn für uns dahingegeben hat, uns mit ihm auch alles andere geben will.

Dies alles hat Gott schon im Voraus zuvorbestimmt, längst bevor wir überhaupt im Mutterleib zu sein begannen, hat der himmlische Vater dies schon für uns vorbereitet nach dem Wohlgefallen seines Willens. Das Wunderbare daran ist, dass uns dies einen komplett neuen Lebenssinn gibt: Wir dürfen so sein, wie Gott uns geschaffen und gewollt hat. Wir sind nach dem Wohlgefallen Gottes geschaffen und zu seinem Lobpreis, damit Gott gelobt und geehrt wird. Genau so, wie Gott uns geschaffen hat, möchte er uns an unserem Platz einsetzen, damit wir zu seiner Ehre leben. Es braucht keine Meisterprüfung oder irgend einen bestimmten geistlichen Stand, um für Gott brauchbar zu sein. Wenn wir uns ihm so hingeben, wie wir sind, wird er selbst dafür sorgen, dass unser Potential noch mehr zur Geltung kommt.

Dadurch, dass wir mit dem Blut des Herrn Jesus rein und sauber gewaschen sind, dürfen wir in allem, was wir tun, für Gott leben. So sind wir überall, wo wir hinkommen, ein Brief von Gott an die Menschen, die uns begegnen. Genauer genommen sollen wir nicht irgend ein Brief sein, sondern ein ganz besonderer Brief: Ein Liebesbrief von Gott an alle Menschen um dich herum. In unserem Leben muss diese Liebe, mit der Gott uns liebt und uns auch ausgerüstet hat, im Umgang mit den Mitmenschen sichtbar werden. Dies nicht etwa einfach durch dieses moderne Wischiwaschi-Toleranz-Liebesgesäusel, mit dem leider auch viele Christen meinen, liebevoll zu sein. Liebe besteht manchmal auch darin, die Wahrheit ohne Kompromisse zu sagen. Denn die Wahrheit macht frei, legt Lebenslügen offen und sorgt dafür, dass die Heilung der eiternden Sündenwunden schneller und besser geschehen kann.

Manchmal ist es aber auch dran, einfach mal zuzuhören und Verständnis zu zeigen. Manche Menschen wissen, was richtig ist und was sie ändern sollten, aber sie fühlen sich unverstanden und haben deshalb die Freiheit nicht, etwas in ihrem Leben zu ändern. Manche Sünden sind ein überlauter Hilfeschrei nach Liebe, nach Annahme und Geborgenheit. Dies dürfen wir deshalb auch nicht falsch verstehen, sondern die Menschen mit viel Verständnis annehmen und ihnen eine Atmosphäre der Geborgenheit geben, die ihnen hilft, sich dort zu verändern, wo dies nötig ist. Dies ist auch eine Aufgabe all derer, die „in Christus“, also in der Gemeinde sind. Die Übermütigen und Frechen, Selbstgerechten und Frömmler müssen allesamt ermahnt und ein wenig getrieben werden. Schwache hingegen sollen wir tragen und ihnen helfen, in der Gemeinschaft sich zu öffnen und sich durch die Wahrheit stärken und verändern zu lassen. Die Traurigen haben das Recht, getröstet zu werden und mit den Fröhlichen dürfen wir uns in ihrer Freude mitfreuen. So stelle ich mir Gemeinde nach dem göttlichen Bauplan vor. Als Gemeinde sind wir in Christus Begnadigte und dürfen, ja sollen, nach seinem Vorbild Barmherzige sein. Indem wir barmherzig sind und Gottes Gnade ausleben, führen wir ein Leben nach Gottes Plan: Zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadigt hat.


Wo hast du Menschen um dich herum, die es nötig haben, in der liebevollen Atmosphäre des Angenommenseins wachsen zu können? Welche brauchen eher Ermahnung und Zurechtweisung? Zu welchem Typ gehörst du selbst? Welcher Typ sind die Menschen um dich herum? Was denkst du, was gehört sonst noch zu einer guten Seelenpflege in der Gemeinde? Gibt es in deiner Gemeinde eine solche? Wenn nein, könntest du dir vorstellen, dass dieses dein Part sein könnte?

Dienstag, 18. Januar 2011

Gesegnet mit jeder geistlichen Segnung

Gesegnet mit jeder geistlichen Segnung


Gepriesen sei der Gott und Vater unsres Herrn Jesus Christus, der uns mit jedem geistlichen Segen gesegnet hat in den himmlischen Regionen durch Christus (Epheser 1, 3)


Dieser Vers ist der Beginn eines riesigen Satzes, der im griechischen Text insgesamt 12 Verse lang ist. Verse 3 – 14 ist ein einziger recht kompliziert aufgebauter Satz, in dem es darum geht, womit Gott uns gesegnet hat. Deshalb wollen wir den großartigen Einstieg in diesen Abschnitt zunächst einmal gesondert betrachten. So lernen wir zu verstehen, was Gott alles für uns getan hat und für uns möchte.

Der Abschnitt ist eigentlich ein Lobpreis-Gebet von Paulus an Gott für all das Gute, das wir bekommen haben. So beginnt auch der erste Vers mit: Gelobt sei Gott. Im Hebräischen sagt man für diesen fest-stehenden Ausdruck: Hallelu-Jah: Jahwe sei gepriesen. Das zeigt uns sehr deutlich, dass der Gott Jahwe des Alten Testaments ganz und gar mit dem Gott und Vater des Herrn Jesus Christus übereinstimmt. Ja, sie beide sind genau derselbe. Dies muss man dem leider weit verbreiteten Gedanken entgegenhalten, dass im Alten und im Neuen Testament zwei unterschiedliche Götter zu finden seien und das jeweilige Volk Gottes (nach dieser Lehre wäre das alttestamentliche Volk Israel und das neutestamentliche Volk die Gemeinde) auf unterschiedliche Art und Weise gerettet würden.

Manchmal spricht die Bibel von Gott und meint damit die Dreieinigkeit. Dies ist meist der Fall, und ganz besonders oft im Alten Testament. Überall, wo im Kontext die drei Personen Gottes nicht unterschieden werden, kann man grundsätzlich davon ausgehen, dass alle drei Personen gemeint sind. In anderen Fällen wird zwischen den Personen der Dreieinigkeit unterschieden, und dann meint „Gott“ üblicherweise Gott den Vater. So auch hier: Gott der Vater ist zugleich der Gott des Herrn Jesus und der Vater desselben. An anderer Stelle in diesem Brief, nämlich zu Beginn des 6. Kapitels, geht Paulus noch im Detail auf die Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern ein. Für ein Kind, das sich unter dem Gott der Bibel noch nichts vorstellen kann, sind die Eltern die Stellvertreter Gottes auf der Erde. Wo die Eltern mit allen Mitteln versuchen, nach Gottes Willen zu leben, sollen sie diesen Gehorsam auch von ihren Kindern fordern. So wie der Herr Jesus seinem Vater gehorsam war bis zum Letzten, nämlich dem Tod am Kreuz, so sind auch Kinder aufgefordert, ihren Eltern gehorsam zu sein. Gerade weil sie vertrauen dürfen, dass ihre Eltern das Beste für sie wollen (und zwar auch dann, wenn sie einen Wunsch der Eltern nicht verstehen können). Andererseits ist es wichtig für die Kinder, zu sehen, dass ihre Eltern auch nicht nach ihren eigenen menschlichen Maßstäben leben, sondern nach denjenigen, die Gott uns vorgibt. Deshalb werden gläubige Eltern auch nie etwas von ihren Kindern verlangen, das im Gegensatz zu Gottes Wort steht.

So wie Eltern das Beste für ihre Kinder wünschen, so wünscht sich auch Gott das Beste für jeden einzel-nen Gläubigen. An dieser Stelle wollen wir uns zuerst eine andere Stelle aus den Paulus-Briefen betrach-ten, nämlich Römer 8 ab Vers 28. Der Vers 28 wird oft zitiert als Trost oder als Selbstrechtfertigung für etwas, was man unbedingt will im Sinne von: Gott will das Beste für mich, also kann ich das tun, was ich für das Beste halte. An der Stelle wollen wir uns fragen, was für Gott denn das Beste für uns ist. Eine Ant-wort darauf hält der nächste Vers (29) bereit:

Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alles zum Besten mitwirkt, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind. Denn welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbilde seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Welche er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen, welche er aber berufen hat, die hat er auch gerechtfertigt, welche er aber gerechtfertigt hat, die hat er auch verherrlicht. (Römer 8, 28 – 30)

Wir sehen darin, dass es das Beste ist, „dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden“. Das ist es, das Allerbeste für uns alle. Etwas Besseres gibt es nicht. Unsere Wünsche sehen aber oft so aus, dass sie uns, wenn wir sie in Erfüllung gehen lassen, eher der Weltlichkeit gleichförmig gestalten. Die Frage, die sich jedem von uns stellt, ist diese: Bin ich bereit, das Allerbeste anzunehmen oder will ich mich mit dem Zweitbesten zufriedengeben? Das Zweitbeste ist oft schneller zu erreichen, aber es bringt uns von unserer Bestimmung weg. Unsere Bestimmung ist ein Leben mit Gott, ein Leben zu Gottes Ehre, ein Leben, das die Größe Gottes zeigt und bekannt macht. Unsere Bestimmung ist auch nicht auf uns selbst gerichtet, sondern auf die Gemeinde Gottes, auf alle von Gott auserwählten Gläubigen. Ihnen soll unser Leben und unser Handeln dienen. Jesus selbst ist dafür das allerbeste Beispiel: Während die Jünger darüber stritten, wer von ihnen in Gottes Augen wohl der Größte und Beste sei, kniete er sich vor ihnen nieder und wusch ihre Füße. Vor Gott zählt nicht die Größe der Taten, sondern die Treue im Gehorsam. Deshalb ist für Gott auch die Gnadengabe der Prophetie größer als die der Zungenrede, nicht weil sie etwa schwerer, schöner oder wertvoller wäre, sondern weil sie der ganzen Gemeinde dient. Was aber ganz sicher kein Grund sein sollte, die Zweitere zu vernachläßigen oder gar zu verschmähen!

Da wir Gottes Kinder sind, stehen wir zugleich in derselben Stellung wie der Herr Jesus auch: Sein Gott und Vater ist zugleich unser Gott und Vater. So, wie Gott vom Herrn Jesus Treue und Gehorsam verlangt hat, so wünscht er sich auch von uns Treue und Gehorsam, wenn es sein muss bis hin zum bitteren Ende des körperlichen Todes. Es ist einzig und allein das Blut Jesu, das er für uns vergossen hat, das dafür sorgt, dass wir trotzdem in Gottes Gunst bleiben. Das Opfer am Kreuz hat allem Genüge getan, sodass wir wissen dürfen: Dieses wertvolle Blut ist insofern für mich vergossen, dass es jede einzelne meiner Sünden bezahlt hat, sowohl die vergangenen, als auch die zukünftigen. Und nur aufgrund dieses Opfers kann es möglich sein, Gott zu gefallen. Als der Herr Jesus auferstanden ist, hat er mit dieser Auferstehung das ewige Siegel auf uns gedrückt: Der Tod ist besiegt! Es gibt nichts mehr auf dieser Welt, das uns von der Liebe Gottes trennen kann. Weder etwas von außen noch wir selbst.

Auf diese Weise sind wir in Christus oder durch Christus gesegnet. Durch Christus, weil er es war, der uns alle Segnungen erkauft und uns die Tür zu ihnen geöffnet hat. Ob wir durch die Türe hindurch gehen oder ob wir auf der Schwelle stehen bleiben, ist ein anderes Kapitel. Aber die Türe ist offen zu all diesen Segnungen, und niemand kann diese Türe jemals wieder zuschließen. Wir sind aber auch in Christus gesegnet, nämlich in seinem Leib. Christus ist das Haupt der Gemeinde, wir sind sein Körper. Viele der Segnungen können wir im Alleingang überhaupt nicht in Anspruch nehmen, weil sie nicht dafür gedacht sind. Vielmehr hat Gott sie dafür geschaffen, dass wir sie gemeinsam als Ortsgemeinde in Anspruch nehmen und darin leben sollen. Aus diesem Grund können Solochristen auch niemals in der Fülle dieser Segnungen leben. Es gibt vereinzelte Segnungen, die zwar auch ihnen gelten, aber es ist kein Wunder, dass solche sich viel zu wenig gesegnet wissen. In Christus zu sein, bedeutet in einer Gemeinde zu sein und in ihr anderen zu dienen. Einige wunderbare Segnungen kommen gerade dadurch zu ihrer Entfaltung, dass man einander dient. Deshalb gehören die Segnungen auch immer der ganzen Gemeinde. Sie sind ihr übergeben, damit alle in ihr Anteil daran bekommen sollen.

Es sind Segnungen in den himmlischen Regionen. Segnungen von Gott kommen nicht von dieser Welt. Manchmal erinnern sie uns an Dinge von dieser Welt, aber dennoch sind sie es nicht. Es gibt eine gewisse Freude in der Welt und von der Welt, und doch ist diese Freude nur eine lächerliche Fratze im Vergleich zu der reinen und wunderbaren Freude, die von Gott kommt. Wo Hass und Krieg auf der Welt ist, sehen wir einen vergleichsweise lächerlichen Abklatsch des Grimms und Zornes von Gott über all die Sünde und all das gottlose Leben in der Welt, aber auch der politische Friede ist nur eine achtlos hingeworfene Skizze des echten Friedens, der von Gott stammt. Was unsere Welt nötig hat, um zu genesen, das ist der wahre Segen von Gott, doch dieser ist nur denen zugänglich, die bereit sind, sich auf Gott einzulassen. Wer dazu nicht bereit ist, zieht sich lieber Scheuklappen des Verstandes oder die rosarote Brille der Gefühlsduselei an und gibt sich einem dieser beiden hin. Und wer lange genug auf diese Weise gelebt hat, glaubt eines Tages, seine Wahrnehmung müsse die einzig Wahre sein.


Bist du ein wahrhaft Gesegneter? Teilst du deinen Segen mit anderen durch regelmäßiges treues Erscheinen in der Gemeinde? Wo kannst du anderen dienen, ihnen ein Segen sein und dadurch selbst auch mitgesegnet werden? Wo willst du dies in Zukunft noch mehr ausleben?

Montag, 17. Januar 2011

An die Heiligen und Gläubigen

An die Heiligen und Gläubigen


Paulus, Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, an die Heiligen, die in Ephesus sind, und Gläubigen in Christus Jesus. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unsrem Vater und dem Herrn Jesus Christus! (Epheser 1, 1 - 2)


Wie es in den damaligen Briefen üblich war, stellt Paulus sich zuerst selbst vor. Es handelt sich dabei ohne Zweifel um den früheren Saulus von Tarsus, von dem wir in der Apostelgeschichte lesen. Im Jahre 30 oder 31 ungefähr hat er sich bekehrt, als er nach Damaskus geritten war, um die dortigen Christen zu verfolgen. Nun ist es ungefähr 30 Jahre später: Paulus hatte viele Gemeinden gegründet, viele Menschen zu Jesus geführt und sitzt wegen seines Glaubens in Rom in Gefangenschaft.

Aus Apg. 28, 16 sowie 30 – 31 können wir entnehmen, dass er nicht in einem üblichen Gefängnis war, sondern in einer Mietwohnung, aber unter strenger Bewachung römischer Soldaten. Deshalb, aber auch wegen seiner treffenden Parallele mit der Waffenrüstung der römischen Legionäre ist es anzunehmen, dass sich diese Wohnung direkt beim Exerzierplatz der römischen Legion befand.

Zusammen mit dem Epheserbrief hat Paulus auf jeden Fall auch den Kolosser- und den Philemonbrief versandt. Diese drei, sowie auch der Philipperbrief sind in dieser Zeit der Gefangenschaft geschrieben worden. Im Epheser- und Kolosserbrief lesen wir jeweils in den Schlussworten, dass Tychikus der Briefbote ist. Und Onesimus, um den es im Philemonbrief geht, ist ein Mitüberbringer des Kolosser-briefes.

Spannend ist nun die Frage, ob der Brief an die Gemeinde in Ephesus geschrieben wurde oder ursprünglich ein anderes Ziel hatte. In zahlreichen frühen Handschriften wird „in Ephesus“ weggelassen, in anderen jedoch steht es drin. Es wurde schon viel darüber gestritten, ob der Brief wirklich an die Epheser gerichtet war. Leider haben wir keine Handschrift, von der wir mit absoluter Gewissheit sagen können, dass sie die ursprüngliche sei. Es gibt zwei Möglichkeiten, die Sinn machen: Entweder der Brief ist wirklich an die ephesinische Gemeinde gerichtet, und dann stimmen alle Handschriften, wo das „in Ephesus“ drinsteht. Oder der Brief war als eine Art Rundbrief gedacht, der an alle Gemeinden kopiert und versandt wurde. Die Vertreter beider Theorien haben genügend Gründe, um ihre Ansicht zu stützen. Im gesamten Brief steht nichts über sein persönliches Verhältnis zu der Gemeinde, die er selbst gegründet und drei Jahre lang als Pastor betreut hatte. Dies erklärt jedoch andererseits nicht, weshalb wir keine echte Handschrift mit der Gemeinde in irgendeiner anderen Stadt haben. Für mich persönlich spielt es nicht so eine große Rolle, welche Theorie nun stimmt (zumal man das wohl nie wirklich herausfinden wird in unserer Erdenzeit). Vielmehr denke ich, dass beide ihre Berechtigung haben: Der Brief war tatsächlich an eine oder mehrere echte Gemeinden gerichtet. Aber es ist auch klar, dass alle Briefe des Paulus ziemlich schnell auch in den übrigen Gemeinden verteilt wurden. Nur deshalb sind sie uns heute noch erhalten und in die Sammlung der biblischen Schriften eingegangen. Außerdem enthält dieser Brief wirklich sehr wenig Details über die Gemeinde, an die er geschickt wurde. Er ist ein allgemeingültiger Lehrbrief, der für jede Gemeinde ein wichtiges apostolisches Fundament legt.

Auf seiner ersten Missionsreise kam Paulus ungefähr im Jahr 47 oder 48 nach Ephesus. Dort lehrte er in der Synagoge. Später, auf der zweiten Missionsreise, kam er 52 nach unserer Zeitrechnung erneut nach Ephesus. Wiederum lehrte er zuerst in der Synagoge, doch es gab regen Widerstand gegen ihn, so dass er sich mit der neu gegründeten Gemeinde in die Schule des Tyrannus zurückzog. Die Gemeinde wuchs, in der Stadt gab es immer weniger, welche das dort heimische Geschäft mit Statuen der griechischen Göttin Artemis unterstützten. So kam es zum Aufstand des Demetrius, von dem wir in Apg. Ab 19, 26 lesen können. Insgesamt war Paulus – abgesehen von einem kurzen Zwischenbesuch in Korinth – drei Jahre in Ephesus und lehrte die dort entstandene Gemeinde.

Paulus schreibt diesen Brief in der Vollmacht eines Apostels Jesu Christi. Die Bibel unterscheidet zwei Größen von Aposteln: es gibt die Apostel Jesu (oder des Lammes, denn der Herr Jesus ist ja das Lamm). Von diesen gibt es genau 12 (siehe Offb. 21, 14), nämlich die elf übrigen Jünger des Herrn nach dem Tod des Judas Ishkariot und Paulus. Daneben gibt es aber zahlreiche Apostel der Gemeinden. Von diesen kennen wir zum Beispiel Barnabas (Apg. 14, 14), Jakobus (Gal. 1, 19), Epaphroditus (Phil. 2, 25). Ein Apostel zeichnet sich durch die Berufung zum übergemeindlichen Dienst sowie durch eine speziell große Vollmacht bezüglich Zeichen und Wundern aus. So gibt es auch heute Apostel der Gemeinde, die ausgesandt werden, um anderen Gemeinden zu dienen oder neue Gemeinden zu gründen. Das ist das, was einen Apostel wirklich ausmacht.

Paulus nennt die Empfänger dieses Briefes interessanterweise nicht „die Gemeinde in Ephesus“, sondern „die Heiligen und Gläubigen in Christus Jesus“. Dies ist eine Anrede, welche sehr genau wiedergibt, was eine Gemeinde wirklich ausmacht. Sie besteht aus Heiligen und Gläubigen. Ein Heiliger wird man nicht dadurch, dass man von der Gemeinde oder Kirche heiliggesprochen wird, auch nicht einfach durch das Tun von vielen guten Werken. Das alles kann niemals ausreichend sein, um vor Gott heilig zu werden. Vielmehr bedarf es des Glaubens an den Herrn Jesus, dass dieser für uns gestorben ist, um unsere Schuld vor Gott zu bezahlen, und dass er von den Toten auferstanden ist, damit wir ewiges Leben haben. Dies ist, was jemanden vor Gott zum Heiligen macht.

Wir sehen da auch den Zusammenhang zwischen heilig und gläubig, der Paulus hier sehr wichtig ist: Nur wer gläubig ist, kann auch heilig sein, und nur wer heilig ist, ist wirklich gläubig. Gläubig zu sein bedeutet auch nicht einfach, das für richtig zu halten, was uns die Bibel sagt, denn auf diese Weise glauben ja selbst die Dämonen auch an Gott, und ihnen ist dennoch der Feuersee bereitet. Der Glaube ist etwas Göttliches, das kein Mensch selbst verdienen oder herstellen kann. Erst dann, wenn der Heilige Geist das Herz eines Menschen öffnet und ihm den Verstand erleuchtet, wird es ihm möglich, zu glauben. Somit ist der Glaube und damit die Rettung vor dem ewigen Tod ein ganz und gar göttliches Werk. Nichtsdestotrotz bleibt dem Menschen dennoch die Verantwortung, durch sein Handeln diese Gnade auszuleben. Gott heilt die Blindheit unseres verderbten Verstandes und lässt uns seinen Willen kennen. Daraus praktische Konsequenzen zu ziehen, das ist unsere Verantwortung und Herausforderung.

Den Heiligen und Gläubigen in Christus Jesus spricht Paulus zwei Dinge zu: Gnade und Friede. Wenn die Bibel von der Gnade spricht, so meint sie damit die freundliche Zuwendung Gottes zu uns, indem uns die Erkenntnis gegeben wird, was Gottes Wille ist: Nämlich dass wir gerettet sein sollen und als Gerettete und Befreite nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade leben sollen. Dies gibt uns die Freiheit, damit wir Gott und unseren Mitmenschen dienen können.

Der Friede, der uns da zugesprochen wird, das ist der göttliche Friede, der unsere Herzen in ihm still macht. Es geht keinesfalls um einen politischen Frieden, denn einen solchen kann es in der Zeit der neutestamentlichen Gemeinde niemals geben. Dieser wird erst nach der Entrückung der Gemeinde kommen, wenn nämlich der Herr Jesus wiederkommt und sein tausendjähriges Reich errichtet. Nein, es geht um den Frieden, den wir mit Gott haben: Da alle unsere Schuld voll und ganz bezahlt ist, leben wir seit dem Moment der Wiedergeburt nicht länger unter dem grimmigen Zorn Gottes, sondern in Frieden mit Gott als seine Kinder.

Manchmal fühlen wir uns ganz unfriedlich und fragen uns, ob das mit diesem Frieden denn wirklich stimmt. Dann sollten wir zuerst den Herrn fragen, ob es in unserem Leben Dinge gibt, die ihm nicht ge-fallen. Vielleicht haben wir wissentlich gesündigt und sollten deshalb im Gebet dies bekennen und erneut Vergebung empfangen. Lies dazu doch im 1. Johannesbrief 1 die Verse 6 – 9.

Es kann aber auch sein, dass die Umstände uns dermaßen bedrängen und uns zu schaffen machen, sodass wir uns rast- und ruhelos fühlen. Dann dürfen wir wissen: Unser Friede mit Gott übersteigt nicht nur unseren Verstand, sondern auch all unsere Gefühle. Auch im tiefsten Tal der Todesschatten ist Gott da, an unserer Seite. Nicht nur dann, wenn wir ihn fühlen. Dann darfst du den Psalm 23 nehmen und lesen, dass der Herr dein Hirte ist und in jeder Situation für dich sorgt.


Wo stehst du grad? Hast du Frieden mit Gott? Bist du im dunklen Tal oder brauchst du neu die Vergebung? Manchmal brauchen wir nicht nur die Vergebung von Gott, sondern auch die von den Mitmenschen. Sei bereit, auch sie um Vergebung zu bitten.