Freitag, 6. Januar 2017

Der kleine Katechismus des Zeitgeistes

Was soll dieser Katechismus sein?
1. Alle Punkte in diesem Katechismus sind nur Vorschläge. Manche widersprechen sich gegenseitig. Das macht nichts. Suche Dir die aus, welche Dir am besten gefallen und kümmere Dich nicht um logische Fehlschlüsse oder Widersprüche. Logik ist ein Machtmittel der heterosexuellen weißen Männer, die alle anderen unterdrücken und an ihrer Selbstfindung hindern wollen.

Wer bist Du, wer bin ich?
2. Es gibt Dich nur einmal, deshalb kannst nur Du sagen, wer Du bist oder wer Du sein willst. Jeder muss seine eigene Wahrheit finden. Du darfst sein, wer und was immer Du willst. Jeder muss das akzeptieren, Dich darin unterstützen und ermutigen. Wer das nicht tut, ist intolerant. Wichtig ist, dass Du Dich möglichst wohlfühlst mit dem, was Du werden willst. Dein Gefühl wird Dich leiten auf dem Weg zu Dir selbst. Erschaffe Dein Selbst und Deine Identität und dann lebe sie aus!

Was ist Wahrheit?
3. Es gibt keine absolute Wahrheit, oder zumindest kann diese niemand erkennen. Jeder ist in seiner eigenen Biographie gefangen und kann sich allerhöchstens dieser immer ein wenig annähern. Aber nur Du kannst sagen, ob Du Dich ihr annäherst oder nicht, denn die Wahrheit hat nichts mit dem zu tun, was außerhalb ist. Eine Wahrheit existiert in jedem von uns drin. Jeder hat seine eigene Wahrheit, seinen eigenen Weg und sein eigenes Leben.

Was soll ich glauben?
4. Wenn es Dir gut tut, kannst Du an einen Gott oder ganz viele Götter oder auch an eine göttliche Natur glauben. Da kann jeder für sich selbst entscheiden, was er glauben will. Niemand darf versuchen, Dich von seiner eigenen Wahrheit oder seinem eigenen Glauben zu überzeugen, das wäre intolerant. Die einzige Ausnahme bildet da der Kanon der Naturwissenschaften. Diese sind unhinterfragbar, denn dank diesen funktioniert das ganze Weltall noch.

Wo finde ich meinen Halt im Leben?
5. Alles, was früher als Halt und Identität gesehen wurde, hat versagt. Am Ende bleibst nur Du selbst übrig. Der einzige Halt, der Dir gegeben werden kann, ist Deine Suche in Deinem Selbst, wo Du hoffen kannst, eine Antwort zu finden. Deshalb darfst Du ein Leben lang alles ausprobieren, was andere sind, und schauen, ob Du Dich dort irgendwo in einer anderen Person wiederfindest. Vergleiche Dich mit anderen und versuche, so zu werden wie sie sind, damit Du auf Deiner Suche nach Dir vorankommst.

Woher kommen wir?
6. Mit größter Wahrscheinlichkeit sind wir alle ein Produkt des Zufalls, eine nahezu endlose Aneinanderreihung von Verbesserungen, die sich von selbst aus dem Nichts heraus gebildet haben. Da wir irgend eine Art von Trockennasenaffen sind, dürfen wir uns nichts auf uns einbilden. Unser Gehirn ist ein Zufallsprodukt, das so tun kann, als würde es uns auf einen objektiveren Standpunkt stellen als wir ihn eigentlich haben.

Wie sollen wir denn leben?
7. Das Ziel unseres Lebens ist es, dass wir uns selbst finden, uns selbst verwirklichen, uns zu dem machen, was wir sein wollen. Gleichzeitig müssen wir gut aufpassen, dass jeder (außer uns selbst, denn wir sind ja durch diese große Erkenntnis sowieso schon für die Toleranz prädestiniert) tolerant ist und sich so verhält, dass er niemand anders versucht, von seiner Wahrheit zu überzeugen. Da unsere Wahrheit aber automatisch tolerant macht, stehen wir darüber und müssen uns dieser Regel nicht beugen.

Was ist das Böse in der Welt?
8. Es gibt viele Theorien zum Bösen in der Welt. Objektiv ist nichts böse, nichts schlecht, weil es immer auf die Kultur ankommt, wo etwas geschieht. Alles ist eine unfreiwillige Reaktion auf etwas vorher, jeder Täter ist ein Opfer – außer wenn er intolerant ist oder unserer großen Erkenntnis widerspricht. Dann ist jedes Mittel recht, um diese intoleranten Personen zu zerstören und ihren Ruf zu ruinieren.

Was ist unsere größte Hoffnung im Leben und im Sterben?
9. Unsere größte Hoffnung im Leben und im Sterben ist, dass die Welt nach unserem Leben und Tod toleranter und mit weniger Atomkraftwerken zurückgelassen wird. Es darf am Ende nur noch Windkraft geben, denn dann hat man zwar viel Natur damit zerstört, aber immerhin ist es Windkraft und nicht Atomkraft. Und Windkraft ist per Definition gut, während Atomkraft per Definition schlecht ist.

Was kann man tun, damit die Welt etwas friedlicher wird?
10. Die große Erkenntnis des Zeitgeistes muss verbreitet werden. Es darf keine Nationen mehr geben, denn sonst kann sich diese Erkenntnis nicht überall gleichzeitig schnell und gut verbreiten, vielmehr braucht es eine Weltherrschaft unter dem Zeichen des Zeitgeistes mit einer starken Person, die diese Welt in den ewigen Frieden leiten kann. Wenn jeder schlussendlich diese Wahrheit erkennt, wird keiner mehr intolerant und alle werden nur noch Windkraft wollen. Jeder darf in diesem Paradies sich selbst suchen, finden und andere in dieser Suche unterstützen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen