Montag, 17. September 2012

Das Wesen echter Buße in der Seelsorge

Wir haben im letzten Post mit dem Zitat von Thurneysen gesehen, dass die Sünde dem Menschen gefällt. Damit eine bleibende Veränderung im Leben eines Ratsuchenden entstehen kann, ist echte Buße notwendig. Thomas Watson nennt sechs Merkmale echter Buße (Watson, Thomas, Die Lehre der Buße, 3L-Verlag, 2006)
1. Einsicht der Sünde. Es ist wichtig, dass der Ratsuchende erkennen kann, was Sünde ist, nämlich die Feindschaft gegen Gott. Der natürliche Mensch kennt diese Einsicht gar nicht, denn sein Herz ist verhärtet, so dass es ihm unmöglich ist, sie als Feindschaft gegen Gott zu erkennen. In Wahrheit ist aber jede Sünde aus dem Unglauben entstanden. Watson schreibt dazu: "Daraus schließe ich, dass es dort, wo keine Einsicht in der Sünde vorhanden ist, auch keine Buße geben kann. Viele, die Fehler bei anderen erspähen, sehen keine bei sich selbst. Sie rufen, dass sie gute Herzen hätten. Ist es nicht eigenartig, dass zwei miteinander leben und gemeinsam essen und trinken, einander aber nicht kennen? Das ist bei einem Sünder der Fall. Sein Leib und seine Seele leben miteinander, arbeiten miteinander, und doch ist er mit sich selbst nicht vertraut. Er kennt sein eigenes Herz nicht, und weiß nicht, was für eine Hölle er mit sich herumträgt." (S. 32)
2. Bekümmernis um der Sünde willen. Die Bekümmernis selbst ist weder die Buße noch ein untrügliches Zeichen für Buße - aber wo echte Buße stattfindet, hat sie ihren Platz. Wer seine Sünde erkannt hat, der hat eingesehen, dass er gegen Gott - und in erster Linie nur gegen Gott - gesündigt hat. Daraus resultiert diese Bekümmernis, die zeigt, dass man ein Stück weit das Ausmaß dieser Sünde begriffen hat. Watson geht hier darauf ein, dass die Bibel diese Bekümmernis als "Zerbrechen des Herzens" und als "zerbrochenen Geist" bezeichnet. Und so fühlt sie sich auch wirklich an.
3. Bekenntnis der Sünde. Wer die Sünde eingesehen hat, wird darauf mit einer Selbstanklage reagieren. Der Mensch hat die Wahl zwischen der Anklage durch Satan, der ihn vor Gott verklagen will, oder der Selbstanklage, dem Gerichtsspruch über uns selbst. Das ist in der seelsorgerlichen Aussprache wichtig, dass diese Wahl gestellt wird. Watson weist auf 1. Kor. 11, 31 hin: "Denn wenn wir uns selbst richteten, würden wir nicht gerichtet werden". Dieses Bekenntnis, die Selbstanklage, ist der Ausgangspunkt für das Zusprechen der Vergebung durch den Seelsorger. Solange ein Mensch noch sagen kann: Ja, ABER... das und jenes hat mich dazu gebracht..., so lange ist es kein echtes Bekenntnis, sondern nur der vergebliche Versuch einer Entschuldigung.
4. Scham für die Sünde. So, wie Adam sich für seine Sünde schämte, weil er die Herrlichkeit vor Gott verloren hatte, so schämt sich auch ein bußfertiger Sünder vor seinem Gott. Doch nicht mit dem Verstecken der Sünde, wie Adam es tat, sondern vielmehr mit der Bereitschaft, es sogleich vor den Thron Gottes zu bringen. Watson hierzu: "Es gibt manche, die von diesem heiligen Erröten so weit entfernt sind, dass sie sogar stolz sind auf ihre Sünden. Sie sind stolz auf ihr langes Haar. Das sind die Nasiräer des Teufels." (S. 55)
5. Hass gegen die Sünde. Auch hier hat Watson klare Worte gefunden: "Jemand, der wirklich bußfertig ist, verabscheut die Sünde. Wenn ein Mensch das verabscheut, was seinen Magen krank macht, wird er vielmehr das verabscheuen, was sein Gewissen krank macht." (S. 56) Probleme entstehen sehr oft aus einer Liebe zur Sünde, die es dem Ratsuchenden schwer macht, sie ganz zu lassen. Deshalb muss diesem Hass zuerst die Erkenntnis vorangehen, was Sünde ist und was sie bewirkt.
6. Abkehr von der Sünde. "Es ist das Leben der Buße, wenn man der Sünde stirbt. An demselben Tag, an dem der Christ sich von der Sünde abkehrt, muss er sich zu einem ewigen Fasten verpflichten. Das Auge muss von unreinen Blicken fasten. Die Zunge muss von Flüchen fasten. Die Hände müssen von Bestechungsgeld fasten. Die Füße müssen von dem Weg der Hure fasten. Und die Seele muss von der Liebe zur Gesetzlosigkeit fasten. Diese Abkehr von der Sünde impliziert eine merkliche Veränderung." (S. 63) Die Abkehr besteht nicht nur aus dem Verlassen der Sünde, sondern sie ist vielmehr eine Zuwendung zu Gott und Seinem Willen.
Der Apostel Paulus schreibt dies so: "Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten, denn wir sind untereinander Glieder. Zürnt ihr, so sündigt nicht: Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn. Gebt auch nicht Raum dem Teufel! Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern bemühe sich vielmehr, mit seinen Händen etwas Gutes zu erarbeiten, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe. Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen, sondern was gut ist zur Erbauung, wo es nötig ist, damit es den Hörern Gnade bringe." (Epheser 4, 25 - 29)
Hier wird das Ablegen der Sünde und das Anziehen von Gottes Willen sehr schön erläutert. Niemand kann neutral leben, jeder tut entweder Gottes Willen - oder das Gegenteil davon. Und wer bisher in Sünde gelebt hat, soll seine Bußfertigkeit durch das Ersetzen der Sünde mit Gutestun bezeugen. Es hilft dabei, zu wissen, dass wir nicht allein sind in diesen täglichen Kampf, sondern jede und jeder so gewisse Schwachstellen hat. Wir sind gemeinsam auf dem Weg - und der Herr hat versprochen: Siehe, Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende. Amen!

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